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Der kurze Weg lohnt sich

Wilder Norden: Auch in Schleswig-Holstein wird Tabak angebaut. Bis Oktober läuft die Ernte auf Hochtouren  ■ Von Timo Jann

Wer den mit Lagerfeuerromantik und Cowboystimmung versehenen Werbespots der Zigarettenindustrie Glauben schenkt, kann sich schnell täuschen: Von wegen Duft der großen weiten Welt. Auch in Schleswig-Holstein läuft zurzeit die Tabakernte für die kleinen weißen Glimmstengel auf vollen Touren. Da kommt der angeblich befreiende Duft schnell mal aus dem Dorf um die Ecke, denn nicht nur im milden Klima von Marlboro-Country wächst und gedeiht Rauchers Kraut. Auch in Kröppelshagen bei Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) oder in Sahms bei Schwarzenbek, wachsen Grundlagen für den Qualm: Werner Vogt baut hier auf 35 Hektar Tabak an.

Dass das kein gewöhnlicher Produktzweig ist, ist dem Landwirt klar. „Es ist hier eher selten, einen Tabak-Landwirt zu finden“, sagt Vogt. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen hat er insgesamt nur 30 Kollegen, die auf gut 300 Hektar die bis zu einen Meter hohen Pflanzen anbauen. Zu erkennen sind die Pflanzen an ihren großen rosa-farbenen Blüten. Vogt: „Das Geschäft ist nicht einfach, die Pflanzen sind sehr empfindlich.“

Jetzt ist Erntezeit und auf den Feldern und Höfen herrscht Hochbetrieb. Vogt hat acht Helfer eingestellt, die den ganzen Tag auf speziellen Pflückfahrzeugen unterwegs sind. Auf kleinen Sitzen, nur wenige Zentimeter über dem Ackerboden, hocken sie und pflücken die Tabakblätter. Die Helfer stapeln die grünen Blätter in Gestelle, die in der oberen Etage der Pflückmaschine aufgereiht werden. Das ganze Gerät rattert langsamer als Schrittgeschwindigkeit durch die Pflanzenreihen.

Alle paar Stunden holt Vogt die gesammelten Blätter ab und bringt sie in spezielle Trockenkammern. Er baut seit knapp 30 Jahren Tabak an und ist Experte auf dem Gebiet. Vogt: „Erst wenn die Blätter nach dem Trocknen gelb-gold schimmern, haben sie die beste Qualität.“ Nach dem Trocknen werden die Blätter nach Farbe sortiert und zu Ballen gepresst, bevor sie den Hof am Escheburger Weg Richtung Karlsruhe zum Tabakgroßhändler verlassen. Von dort aus treten sie ihren Weg in die weite Welt an. Die Erntezeit dauert noch bis Ende Oktober. „Wir müssen auf gutes Wetter hoffen“, sagt Werner Vogt, „zu viel Sturm und Regen ruiniert die weichen Blätter der Tabakpflanze.“

Aus Millionen winziger Tabaksamen – 12 000 Tabaksamen wiegen ein Gramm – züchtet Werner Vogt in seinen Gewächshäusern im Frühjahr die neuen Tabakpflanzen. Im Mai werden diese dann auf den Feldern ausgesetzt. Während der Erntezeit von August bis Oktober wird jede Pflanze etwa fünf mal geerntet. „Das erfolgt ausschließlich per Handarbeit, um an den Pflanzen keine Schäden anzurichten“, erklärt Vogt. Zuerst werden dabei die oberen der jeweils zehn bis 30 Blätter einer jeden Pflanze gepflückt, später die unteren.

Voraussetzung für eine gute Ernte, sagt Vogt, sind Wärme und eine gut dosierte Feuchtigkeit, belüfteter Boden und eine Düngung mit Stickstoff, Phosphor und Kali. Schädlinge wie der Tabak-Mosaikvirus und der Tabak-Erdfloh bedrohen die wachsende Pflanze, die geernteten Blätter locken Speichermotten und Zigarettenkäfer an. „Das zeigt, wie unsicher eine gute Ernte ist“, sagt Vogt.

In ganz Deutschland gibt es 1450 Tabakerzeuger: Little Marlboro-Country.

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