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Infizierte Bluter fordern Geld

Entschädigungen sollen neu verhandelt werden. Thierse bekommt heute Petition

BERLIN taz ■ Heute Mittag will der HIV-infizierte bluterkranke Thomas D’Angelo „das letzte große Ziel“ seines Lebens erreichen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat in seinem Terminkalender fünfzehn Minuten Zeit für D’Angelo reserviert, um von ihm eine Petition entgegenzunehmen.

Darin fordern Thomas D’Angelo und sechzig weitere Bluterkranke eine bessere Entschädigung für alle, die sich in den Achtzigern über gerinnungsfördernde Medikamente mit dem HI-Virus und mit Hepatitis C infiziert haben, sowie eine Rente für die Hinterbliebenen. Derzeit bekommt D’Angelo mit monatlich 3.000 Mark die Höchstsumme aus dem 1995 eingerichteten Opferfonds. „Ich lebe davon mit meiner Frau, die mich pflegt“, sagte D’Angelo. Andere Betroffene bekommen nur 1.000 Mark.

Außerdem haben alle Opfer Ende der Achtziger eine einmalige Entschädigung von durchschnittlich 65.000 Mark erhalten. Derzeit verhandelt die Bundesregierung mit den Pharmakonzernen über eine Aufstockung des Opferfonds. Da das Geld 2004 verbraucht sein wird, können dann nicht mal mehr die derzeit vereinbarten Renten gezahlt werden. Damals haben die Verantwortlichen mit einer kürzeren Lebenserwartung der HIV-Infizierten gerechnet.

Die Chancen auf höhere Entschädigung stehen schlecht: Die Opfer haben mit der Annahme ihrer Entschädigung auf weitere Forderungen gegenüber den Pharmakonzernen verzichtet. „In nur vierzehn Tagen mussten wir uns zwischen nichts oder wenig entscheiden“, begründet D’Angelo seine damalige Unterschrift.

Seine Frau Alice meint, die Pharmafirmen hätten in den Achtzigern aus Geldgier bewusst die Infizierung von Patienten in Kauf genommen. „Achthundert Mark hätte ein Test gekostet, was ist das gegen ein Menschenleben?“

Frank Butschbacher von der Firma Baxter Deutschland, die auch Thomas D’Angelo mit Medikamenten versorgt hatte, weist die Vorwürfe zurück. „Es ist absurd zu glauben, ein Unternehmen rotte seine Kunden vorsätzlich aus.“

Da rechtlich nichts zu erreichen ist, hofft D’Angelo auf die moralische Wirkung der Petition. Von den einst 1.500 Opfern lebt noch ein Drittel. „Ich selbst habe faktisch kein Immunsystem mehr“, sagt D’Angelo. „Die Pharmakonzerne haben schon nicht mehr mit uns gerechnet.“

R. GEISSLER

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