: Schröder bleibt humanitär
Mit erneuten Friedensappellen und menschlichen Gesten endet die fünftägige Nahost-Reise von Bundeskanzler Schröder. Die schweren Kämpfe in den Autonomiegebieten fordern weitere Opfer
GAZA dpa/ap ■ Anhaltende Auseinandersetzungen im Westjordanland und im Gaza-Streifen, aber auch Anzeichen für eine Wiederaufnahme der politischen Kontakte zwischen Israel und der palästinensischen Führung bestimmten den letzten Tag der Nahost-Reise des deutschen Bundeskanzlers. Nach einem Treffen in Gaza-Stadt mit Palästinenserpräsident Jassir Arafat erklärte Gerhard Schröder am Mittwochnachmittag, dass „am Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser kein Zweifel bestehe“, warnte jedoch vor der einseitigen Ausrufung eines autonomen Staates. Als humanitäre Geste sagte Schröder den palästinensischen Behörden zu, 50 junge Palästinenser, die bei den Unruhen der vergangenen Wochen schwer verletzt wurden, in Deutschland medizinisch behandeln zu lassen. Arafat erklärte, sein Ziel sei nach wie vor ein „Naher Osten ohne Krieg“, und bat Schröder, in seinen „Bemühungen, den Friedensprozess zu retten“, fortzufahren.
Bei den andauernden Kämpfen zwischen israelischer Armee und Palästinensern am Karmi-Grenzübergang zwischen Gaza und Israel erschossen israelische Soldaten am Mittwoch zwei jugendliche Palästinenser. Jassir Arafats Fatah-Partei rief für Donnerstag zum Generalstreik im Gaza-Streifen auf. Auch im Westjordanland gingen die Auseinandersetzungen weiter. Israel setzte in Bethlehem und Tulkarim abermals Panzer ein, bei einem Schusswechsel in Al-Chader nahe Bethlehem starb ein palästinensischer Polizist, fünf israelische Soldaten wurden verletzt. Zwei weitere Palästinenser wurden am Abend erschossen.Nach Rundfunkberichten eröffneten im Westjordanland israelische Siedler das Feuer auf Palästinenser bei der Ernte, zwei Feldarbeiter wurden schwer verletzt.
Zugleich waren auf politischer Ebene einige Anzeichen für die Wiederaufnahme von Gesprächen zwischen den Konfliktparteien zu erkennen. Nach dem israelischen Außenminister Schlomo Ben-Ami will am Donnerstag auch der palästinensische Unterhändler Sajeb Erekat zu Gesprächen nach Washington reisen. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten bestätigte am Mittwoch Medienberichte, dass es bereits in der vergangenen Woche ein Telefongespräch zwischen Barak und Arafat gegeben habe. Der israelische Minister und Friedensnobelpreisträger Schimon Peres wollte sich gestern Abend mit Jassir Arafat in Bethlehem treffen. Es wäre das erste hochrangige Treffen dieser Art seit vier Wochen.
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