: I Don`t Believe In Torture
Italienisches Gericht verurteilt fünf argentinische Militärs, die für Folter und Entführungen verantwortlich waren
ROM taz ■ Zweimal lebenslang, fünfmal 24 Jahre Haft: Mit der Verurteilung aller Angeklagten endete am Dienstag vor einer Schwurgerichtskammer in Rom der Prozess gegen sieben argentinische Militärs. Den Generälen Carlos Guillermo Suàrez Mason und Santiago Omar Riveros sowie fünf ihrer Untergebenen war die Verschleppung, Folterung und Ermordung von acht italienischen Staatsbürgern in den Jahren der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 zur Last gelegt worden. Suàrez Mason war als Kommandant der Militärzone Buenos Aires Chef von 27 Folterzentren, während Santiago Omar Riveros die Militärzone von Playa de Mayo leitete.
Die Urteile ergingen in Abwesenheit der Angeklagten, die es während des Prozesses vorgezogen hatten, in Argentinien zu bleiben. Dort sind bereits einige Militärs in den Genuss von Amnestien gekommen. Dennoch sprach Staatsanwalt Francesco Caporale von einem „historischen Urteil“, und die anwesenden Angehörigen der Opfer begrüßten den Richterspruch mit langem Applaus. „Was in Argentinien nicht machbar war, hat sich in Italien als möglich erwiesen“, erklärte Estela Carlotto im Namen der Angehörigen.
Obwohl nur acht Fälle aufgerollt wurden, gestaltete sich die Verhandlung als Tribunal gegen die verbrecherische Politik des Militärregimes, der 30.000 Oppositionelle zum Opfer fielen. Fälle wie der des 17-jährigen Norberto Morresi, der wegen der Verteilung einer linken Zeitschrift von einem militärischen Greifkommando entführt und später ermordet wurde, standen für „die Ausrottung einer Generation, deren einzige Schuld darin bestand, eine gerechtere Gesellschaft zu wollen“, so Staatsanwalt Caporale.
Die Angeklagten, die sofort Berufung gegen das Urteil einlegen ließen, zeigen sich keiner Schuld bewusst. Nicht zuständig sei die italienische Justiz, erklärte General Mason und schob den Verschwundenen selbst die Schuld für ihr Schicksal zu. Sie hätten versäumt, bei der Verhaftung auf ihre italienische Staatsbürgerschaft hinzuweisen, so sein zynischer Kommentar.
MICHAEL BRAUN
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