: Gewalt im Süden
Rechter Überfall auf Asylbewerberheim in Bayern: Bewohner mit Messer bedroht. Auch in Stuttgart Attacken
BERLIN taz/dpa ■ Zwei rechtsgerichtete Männer haben am Sonntagabend ein Asylbewerberheim im oberbayerischen Bad Aibling überfallen und die Bewohner mit einem Messer bedroht. „Dabei riefen sie ausländerfeindliche Parolen“, berichtete ein Polizeisprecher der taz. Die meisten Bewohner hätten sich „so schnell wie möglich in ihre Zimmer verkrümelt“. Ein Kosovo-Albaner jedoch, der sich in den Weg stellte, wurde mit einem Messer attackiert und bedroht: „Schleich dich, sonst stech ich dich ab!“
Der Familienvater aus dem Kosovo konnte gerade noch ausweichen und blieb unverletzt. Unmittelbar danach flüchteten die offenbar stark alkoholisierten Angreifer. Auf Grund der Beschreibung durch die Bewohner konnten die beiden 21 und 25 Jahre alten Männer wenig später in ihren Wohnungen in Bad Aibling festgenommen werden. Die Staatsanwaltschaft Traunstein stellte Haftantrag wegen des Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung.
Die beiden Tatverdächtigen sind mehrfach vorbestraft. In ihren Wohnungen stellte die Polizei weitere Messer, einen Baseballschläger und CDs mit rechtsextremistischen Texten sicher. „Wir kennen das Milieu“, so der Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Rosenheim, „beide Tatverdächtige unterhalten Verbindungen zur örtlichen Skinheadszene, gehören aber nicht zum harten Kern.“ In der 16.000-Einwohner-Stadt Bad Aibling südöstlich von München gebe es „vielleicht eine Hand voll“ gewaltbereiter Skinheads.
In dem 6 Kilometer entfernten Ort Kolbermoor war im Sommer 1999 ein 35-jähriger Mosambikaner von einem 31-jährigen Deutschen totgeprügelt worden. „Zwischen beiden Vorfällen gibt es aber keinen Zusammenhang“, betonte der Polizeisprecher. Der Mörder des Mosambikaners wurde im vergangenen Jahr zu lebenslanger Haft verurteilt.
Während die Tatverdächtigen von Bad Aibling gestern Nachmittag dem Haftrichter vorgeführt werden sollten, hatte die Stuttgarter Polizei gestern noch keine Spur von den Tätern, die am Wochenende zwei fremdenfeindliche Übergriffe begangen hatten. „Wir suchen in der Stuttgarter Szene nach Hinweisen“, sagte ein Polizeisprecher.
Ein Iraker war am Freitag in einer Stuttgarter Straßenbahn angepöbelt worden. Anschließend zertrümmerten die Täter eine Bierflasche auf seinem Kopf, schlugen ihm ins Gesicht und traten auf ihn ein. Am Samstag wurde ein Inder von Unbekannten bespuckt und geschlagen.
LUKAS WALLRAFF
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