: Landowsky wird zum Risiko für die CDU
Laut Umfrage fordern zwei Drittel der Berliner Wähler Landowskys Rücktritt. Affäre schadet der CDU, sie bleibt aber weiter stärkste Partei – dank Diepgen. SPD legt nur leicht zu. 40 Prozent der Befragten befürworten Neuwahlen
Wenn es für die CDU derzeit ein Problem bei den Wählern gibt, lässt sich dies an einem Namen festmachen: Klaus Rüdiger Landowsky. Als Reaktion auf die CDU-Parteispendenaffäre fordern nun auch zwei Drittel der Berliner WählerInnen den Rücktritt des CDU-Fraktionschefs. Nach einer Umfrage am Wochenende von Infratest dimap für den Tagesspiegel und den SFB plädieren 68 Prozent der Befragten für ein Ausscheiden Landowskys aus seinem Amt.
Die CDU bekommt für das Festhalten an dem Parteipaten ebenfalls ihr Fett weg. Zwar bleibt sie in der Gunst der Wähler mit 34 Prozent stärkste Partei. Doch wie schon bei einer Forsa-Umfrage in der vergangenen Woche verlor die CDU erneut. Während die Partei bei Prognosen im Februar noch bei 41 Prozent lag, war sie Anfang März auf 37 Prozent abgesackt. Landowsky wünschten bereits damals 50 Prozent aufs Altenteil.
Nicht nur die Mehrheit der Befragten sieht Landowsky als Hauptschuldigen der Affäre. Selbst unter CDU-Anhängern wird für den Fraktionschef die Luft dünn. 41 Prozent wollen, dass er geht, 44 Prozent noch sein Verbleiben. Klar ist die Haltung der Anhänger anderer Parteien: Rund 80 Prozent der Wähler von SPD und PDS fordern Landowskys Rücktritt, bei denen der Grünen sind es 87 Prozent.
In der Reihe der beliebtesten Spitzenpolitiker ist Landowsky laut Umfrage ebenfalls auf einen Abstiegsplatz gelandet. Mit der Note 4,3 (von 1 bis 6) erhält er wegen der Enthüllungen der letzten Wochen die schlechteste Beurteilung aller Genannten. Vor ihm rangieren der bisherige Tabellenletzte Harald Wolf (PDS) mit einer „3 bis 4“ und Bausenator Peter Strieder (SPD), der die Note 3,4 erhält. SPD-Fraktionschef Wowereit und Finanzsenator Kurth (CDU) erhalten „befriedigende“ Noten für die Leistungen ihrer politischen Arbeit. Beliebtester Politiker bleibt der Regierende Bürgermeister. Eberhard Diepgen (CDU) bekommt die Gesamtnote 2,9. 44 Prozent der Befragten beurteilten seine politischen Leistungen gar mit „sehr gut“.
Weil die CDU mit Diepgen offensichtlich „den bekanntesten“ und „beliebtesten Politker“ in der Stadt besitzt, liegt sie – trotz ihres „Risikofaktors Landowsky“ – weiter an der Spitze. Mangels Alternative und der Fokussierung der Malaise auf die Person Landowsky profitieren die anderen Parteien zugleich wenig von der CDU-Affäre. Auch ein Koalitionswechsel der SPD zur PDS und den Grünen hätte wenig Chancen: Nur 18 Prozent der Gefragten sind für den „Umsturz“ (Landowsky), 40 Prozent könnten sich aber Neuwahlen vorstellen.
Sowohl die SPD sowie die Opposition aus PDS und Grünen könnten derzeit gegen die CDU nur wenig punkten. Die Landowsky-Affäre bringt die SPD zwar auf 29 Prozent (Wahl 1999: 22,4 Prozent). Gegenüber dem Herbst 2000 – und im Aufwind der rot-grünen Bundesregierung – hat die SPD in Berlin aktuell aber ein Prozent eingebüßt. Die Wähler trauen Strieder im Vergleich zu Diepgen den Machtwechsel und die Regierungsübernahme nicht zu. Und den anderen Parteien schon gar nicht: Diese verharren auf fast gleichbleibenden Werten. Die PDS würden derzeit 17 Prozent wählen, die Grünen kommen auf 11 Prozent.
ROLF LAUTENSCHLÄGER
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