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Helfen lohnt sich nicht

FrauenTechnikZentrum wird Ende des Monats geschlossen, weil sich niemand fand, der es übernehmen wollte  ■ Von Sandra Wilsdorf

Drei Monate lang hatten Insolvenzverwalter und Mitarbeiterinnen nach Auswegen gesucht, aber offenbar keine begehbaren gefunden: Ende des Monats ist endgültig Schluss mit dem FrauenTechnikZentrum.

Dem Weiterbildungsträger wurde zum Verhängnis, was Arbeitnehmer eigentlich schützen soll. Denn weil der Insolvenzverwalter dem FTZ mit den derzeitigen Strukturen keine Chance gab, und weil man unbefristet Angestellte nicht einfach in Honorarkräfte umwandeln kann, hätte eine neue GmbH gegründet werden müssen. Die hätte in günstigeren Räumen residieren und vor allem weniger Mitarbeiterinnen beschäftigen müssen. Also wären einige der Beschäftigten arbeitslos geworden.

Weil es das Recht auf Wiedereinstellung in so einem Nachfolgebetrieb gibt, hätten die Neu-Unternehmerinnen das Risiko von berechtigten Arbeitsgerichtsprozessen getragen. „Drei von uns haben das geprüft, sich aber dagegen entschieden“, sagt FTZ-Geschäftsführerin Ulrike Wilkens.

Denn da wären noch die 50.000 Mark Startkapital aus eigenen Taschen gewesen, „und mindestens zwei Jahre Überstunden ohne Ende, ohne dass wir wirklich unsere eigenen Fehler hätten machen können.“ Trotzdem nennt sie das Arbeitnehmerrecht „toll, denn es verhindert, dass Großbetriebe dieselben Mitarbeiter zu schlechteren Konditionen wieder einstellen“. In diesem Fall aber macht es 17 Mitarbeiterinnen arbeitslos und Hamburg um ein renommiertes Projekt ärmer.

Die Frauen, die im FTZ eine Umschulung oder Weiterbildung machen, traf die Nachricht vom Aus völlig überraschend. „Wir hingen danach erstmal völlig in der Luft“, sagt Yvonne Warnt, die sich am FTZ zur Informatikmanagerin weiterbildet. Eine Ausbildung, die es so nur hier gibt. Nun geht der gesamte Kurs zur Rackow-Schule, und auch alle anderen Frauen sind auf diese oder andere Einrichtungen aufgeteilt worden.

Heide Simon, frauen- und ar-beitsmarktpolitische Sprecherin der GAL-Bürgerschaftsfraktion findet das FTZ „unverzichtbar“ und fordert „Zukunft statt Insolvenz“. Geholfen hat es nicht. Enttäuscht ist auch Ellen Seßar-Karpp, 1985 Mitgründerin des FTZ. Unter anderem dafür hat sie 1999 das Bundesverdienstkreuz erhalten. Seßar-Karpp ist noch Vereinsvorsitzende, hat die Geschäftführung des FTZ aber vor sieben Jahren abgegeben und möchte sich raushalten. „So bitter das auch ist. Aber wenn die Nachfolgerinnen meinen, es geht so nicht, muss ich das akzeptieren.“ Sie erzählt von „unglaublich individueller Nachbetreuung. Wir wollten jeder der Frauen helfen und für sie da sein“. Und das sei etwas, „was in unserer Gesellschaft wohl nicht bezahlbar ist“.

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