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Trommeln gegen Begrünung

Prominente unterstützen einen neuen Vorstoß, das Kulturforum nach den Plänen von Hans Scharoun zu „vollenden“ – darunter Rita Süssmuth und der Sony-Chef. Bauverwaltung bleibt bei ihrem Nein

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Mit einer neuen Initiative und gewichtiger Unterstützung wollen der Berliner Architekt Edgar Wisniewski, Investoren und die Scharoun-Gesellschaft den Bau des Künstlerhauses am Kulturforum wieder beleben. Das so genannte „Haus der Mitte“, das als Schlussstein der dortigen Kulturbauten zwischen Philharmonie, der Gemäldegalerie und der Matthäikirche geplant war und nicht realisiert wurde, soll auf der jetzigen Parkanlage entstehen. Die privaten Investoren, die Hanseatica HPE und die Pächter Arabella Sheraton, haben signalisiert, das mehrgeschossige Gebäude für rund 170 Millionen Mark zu finanzieren. Unterstützt wird das Vorhaben von Prominenten aus Politik, Kultur und Wirtschaft, die für die Fertigstellung des von Hans Scharoun entworfenen Kulturforums eintreten.

Das „Haus der Mitte“ war von Scharoun bereits in seinem Entwurf für das Kulturforum in den 60er-Jahren angedacht worden. Es sollte als Gebäude für Künstler, deren Aktivitäten, für Galerien, Gastronomien und auch als Wohnort für die Kulturschaffenden errichtet werden. Obwohl das Abgeordnetenhaus sich 1999 für die „Vollendung“ des Kulturforums „auf der Grundlage der städtebaulichen Planung von Scharoun“ ausgesprochen hatte, hat sich die Bauverwaltung von diesen Plänen „verabschiedet“, so ein Mitarbeiter beim Senatsbaudirektor zur taz.

Vielmehr wolle man dem Ort durch Grünanlagen weiter „qualitativ“ aufwerten und später durch Torbauten ergänzen. Außerdem eigneten sich die Nutzungsvorschläge von damals und die der jetzigen Investoren nicht mehr für den „Charakter des Kulturforums“, das ein „stillerer, aufgelockerter“ Ort im Unterschied zum lauten Potsdamer Platz bleiben sollte.

Wisniewski und die Scharoun-Gesellschaft geben sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden. In einem Schreiben an den Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Reinhard Führer (CDU), fordern sie jetzt diesen auf, die Entscheidung des Parlaments endlich „umzusetzen“ und die Alternativen der Bauverwaltung zu bremsen.

Zu den Mitunterzeichnern des Schreibens gehören nicht nur die früheren Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz und Dietrich Stobbe, die Bundestagsabgeordneten Elke Leonhard (SPD) und Dieter Wiefelspütz (SPD, sondern auch der kulturpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Norbert Lammert, und die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU). Insbesondere Süssmuth kritisiert in ihrem Brief, dass dem Kulturforum die „dringend benötigten Infrastrukturen“ fehlten.

Auch Sony-Deutschland-Chef Edgar van Ommen hat sich auf die Seite der Scharoun-Kämpfer gestellt. So dürfe das Kulturforum kein Gegensatz zum Potsdamer Platz bleiben, sondern müsse mit „neuen Aktivitäten“ auf die Neubauten ausstrahlen.

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