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Falsche Förderung

Olivenanbau soll dank EU-Subventionen so umweltschädigend bleiben wie eh und je

BRÜSSEL taz ■ Wenn die schwedische Landwirtschaftsministerin Margareta Winberg heute zum letzten Mal den Vorsitz im Agrarrat führt, wird sie nicht verhindern können, dass der Raubbau an der Natur auf Steuerzahlers Kosten weitergeht. Zum Beispiel beim Olivenanbau: Schon 1997 hat die Kommission vergeblich versucht, das betrugsanfällige und ökologisch schädliche Subventionssystem zu reformieren. Heute aber wird der Rat sich darauf einigen, es um zwei weitere Jahre zu verlängern. Italien, Griechenland, Portugal und Spanien, die als Ölproduzenten hauptsächlich von den Geldgeschenken aus Brüssel profitieren, wollen sogar eine Verlängerung um fünf Jahre.

Während ein Bauer, der seinen alten Bestand an Olivenbäumen auf traditionelle Weise bewirtschaftet, nicht bewässert und den Bodenbewuchs mit Schafen niedrig hält, etwa 180 Euro pro Hektar und Jahr von der EU erhält, kann eine neue, intensiv angelegte Olivenplantage leicht das Zehnfache bringen. Und da ist der Erlös aus dem Ölverkauf noch gar nicht mitgerechnet.

Pünktlich zum heutigen Agrarrat hat der World Wide Fund for Nature eine bestechend einfache Alternative vorgelegt: Statt der Ölmenge soll künftig die Anbaufläche unabhängig vom Ertrag gefördert werden. Damit würde die Lebensgrundlage für traditionell arbeitende Olivenbauern erhalten bleiben. Doch die Chancen stehen schlecht, dass die Agrarminister heute ein Zeichen für die viel beschworene Wende setzen.

Mit 728 Millionen Euro jährlich beteiligt sich zum Beispiel Deutschland als Nettozahler ohne eigene Olivenproduktion daran, dass auf Kreta oder in Andalusien hundert Jahre alte Olivenbäume aus der Erde gerissen und verbrannt werden. Die Flächen werden planiert, mit Unkrautvernichter behandelt und mit jungen Olivenbäumen bepflanzt, die künstlich bewässert werden müssen, um zu überleben. Zusätzlich wird Dünger eingesetzt, um die Erträge zu steigern.

Die Folgen kann jeder Laie erkennen: Der Grundwasserspiegel sinkt, und die freigelegten Böden werden von Wind und Regen fortgetragen. Allein in Andalusien gehen jedes Jahr 80 Millionen Tonnen wertvoller Mutterboden verloren, was einer Anbaufläche von 50.000 Hektar entspricht. Ganze Landstriche versteppen und sind, wenn der Prozess einmal in Gang gekommen ist, kaum zu rekultivieren. In vielen Regionen verstärkt diese Form des Olivenanbaus den chronischen Wassermangel: In der Jaen-Region in Spanien zum Beispiel fehlten 1997 immerhin 480 Millionen Kubikmeter Wasser, während 300 Millionen Kubikmeter verbraucht wurden, um Oliven zu bewässern.

Die verheerenden Folgen ihrer Subventionspolitik blieben auch den Beamten in Brüssel nicht verborgen. Sie mussten außerdem feststellen, dass Olivenöl-Subventionen besonders betrugsanfällig sind, weil sich die Vertriebswege kaum zurückverfolgen lassen und deshalb nach dem Bauern oft noch ein Zwischenhändler für die gleiche Ernte kassiert. Der finanzielle Anreiz für Umweltzerstörung und kriminelle Machenschaften ist enorm. DANIELA WEINGÄRTNER

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