: Rote Karte für den Innensenator
■ Demonstration gegen die Abschiebung libanesischer Kurden
ie sollen lieber in die Schule gehen und was lernen“, murmeln zwei verschrumpelte Ömchen empört, als rund 200 Kinder wild trillerpfeifend an ihnen vorbeiziehen. Aber der Protest gegen den Protest hielt sich gestern in Grenzen: „Mit so vielen Leuten hätte ich nicht gerechnet“, sagt Mathias Brettner vom Antirassismus-Büro verwundert. Am Aktionstag gegen die Abschiebung kurdischer Libanesen aus Bremen nahmen insgesamt fast 1.000 Leute teil.
„Solidarität statt Abschiebung“, „Kampf der Abschiebemaschine“ und „Wir lassen keinen raus – hier seid Ihr zu Haus“ steht auf den Plakaten, die die Protestler durch Innenstadt und Viertel tragen. Alle verteilen – manche sogar stilecht im Schiedsrichterdress – „rote Karten“ an Passanten, die eigentlich für den Innensenator gedacht sind. Hintergrund: Die Innenbehörde macht sich derzeit daran, die rund 500 in Bremen lebenden libanesischen Kurden abzuschieben. Der Vorwurf: Sie hätten sich Asylstatus und Sozialhilfe nur erschlichen. In Wirklichkeit seien sie „Scheinlibanesen“. Jetzt droht die Abschiebung in die Türkei, ein Land, das die meisten noch nie gesehen haben. Viele haben schon den Abschiebungsbescheid bekommen. In den nächsten Monaten sollen viele, darunter fast 400 Kinder, Bremen verlassen. Schon jetzt kündigt das Soli-Komitee an, im Falle des Falles den Flughafen blockieren zu wollen.
Auch Kafia A. ist gekommen. „Was soll ich in der Türkei mit meinen sieben Kindern? Ich spreche die Sprache nicht, mein Mann ist tot. Wie soll ich da meine Familie ernähren?“
Ganze Schulklassen sind gekommen, um Fälle wie ihren zu unterstützen. „Ich wäre enttäuscht von Deutschland“ sagt Henning, Sechstklässler von der Schule an der Gottfried-Menken-Straße. „Wir haben eine Betroffene in der Klasse“, erklärt eine Lehrerin von der Gesamtschule Mitte empört. „Die Kinder sind hier aufgewachsen, was haben die da für Chancen?“ Sie hatte alle 22 Mitschüler mitgebracht. Der Rektor hatte „ohne Probleme“ demofrei gegeben. ksc
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