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Kein Kraut und keine Rüben

■ Noch bis zum Wochenende: Der AstA-Sommernachtstraum im Pferdestall

Universitäre Veranstaltungen sind ja so eine Sache. Nicht Sinn oder Unsinn der akademischen Lehre, vielmehr jenen Kulturveranstaltungen, die vielerorts zum gemütlichen Ausklang der Vorlesungszeit dienen, sei hier Aufmerksamkeit gewidmet. Unter Mottos à la „Umsonst und draußen“ finden sich da meist wider bessere Vernunft zusammengebuchte Kraut und Rüben-Programme – zwischen A-Cappella-Gesang, Kabarett-Einlagen und Rock-Coverbands freilich findet sich so recht kaum jemand angesprochen.

Am hiesigen Uni-Campus könnten jetzt neue Zeiten angebrochen sein: Erstmals wird in diesem Jahr der AstA-Sommernachtstraum von den MacherInnen des Kulturaustragungsortes Pferdestall organisiert. Die werkeln bereits seit einigen Monaten an einem bemerkenswerten Kulturprogramm am Rande des Campus (taz hamburg berichtete). Und für die mehrtägige Sause ist es ihnen – vielleicht erstmals – gelungen, ein inhaltlich schlüssiges Programm zusammenzubekommen. Jeweils nachmittags umsonst und draußen auf dem Campus – beziehungsweise abends im Pferdestall – tragen sich musikalische Thementage zu: Gestern widmete man sich HipHop in nicht ausschließlich lokaler Prägung, und das benachbarte Abaton zeigte flankierend Charlie Ahearns 1982er Genre-Film-Klassiker Wild Style.

Der heutige Tag steht unter der bei genauerem Hinsehen ein wenig kuriosen Überschrift „Wir gingen in Hamburg zur Schule“; Der Verweis auf jenes Mons-trum einer lokal eingrenzbaren Sprechweise deutscher Popmusik liegt klar auf der Hand. Dass allerdings neben den – zugegeben: Hamburgern – Neulich ausgerechnet Berlin-Mittes erstes Disco-Pop-Chartsstürmer-Duo Paula anstehen, mag verwundern. Andererseits: der „betont unsauber gespielte Slow-Punk mit deutschsprachigem Gesang und dem Habitus äußerster Lässigkeit“, von dem im Programmheft die Rede ist, kann inzwischen auch in Südniedersachsen oder Ahrensburg ganz gut gespielt werden, oder wo die Bands des Abends, darunter Systemhysterie und Horner Kreisel noch so herkommen. Konsequenterweise läuft als begleitender Film auch nicht Rollo Aller sondern das DDR-Liebesepos Die Legende von Paul und Paula.

Freitag sowie der halbe Sonnabend stehen dann im Zeichen von Ragga und Dancehall, was auch bisher immer am besten gelaufen sei, so die PferdestallmacherInnen. Ehe also Jimmy Cliff in The Harder They Come brillieren darf, bitten namhafte Soundsystems sowie die Bands Dubtari und Dubious Neighbourhood zum gepflegten Booty-shake, „Rewind!“-Rufen und all dem anderen Brimborium, für das hanseatische HochschülerInnen vielleicht doch nicht zu steif sind.

Alexander Diehl

Donnerstag, 16 Uhr, Campus: Cup o' Maze , Flucht ist keine Lösung , Judith Holofernes, Horner Kreisel , Delbo , Mono für alle , Systemhysterie ; 22 Uhr, Pferdestall: Neulich , Paula , DJ Der andere Max; Freitag, 16 Uhr, Campus: Eklekta Selekta feat. Sofakoma , Dubtari , Revoluzza , Dubious Neighbourhood ; 22 Uhr, Pferdestall: Roots Commandment + Gäste, King Original ; Sonnabend, 15 Uhr, Pferdestall: Pferdestall Allstars ; 22 Uhr, Pferdestall: Stefan Rogall, Slomo . Filme: s. Programm

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