: martin herdieckerhoff
„Für uns eine Hilfe“
Ihre Partei, die Union, ist vom Bundesverfassungsgericht ja ziemlich ausgebremst worden.
Ja, das kann man sagen. Und das hat mich angenehm überrascht.
Haben Sie gar kein Mitgefühl mit Ihren Parteifreunden in Bayern und Sachsen?
Nein, denn wir als LSU bestreiten ja, dass die eingetragene Lebenspartnerschaft mit dem Eheartikel des Grundgesetzes kollidiert. Außerdem gibt es in der Union ja nicht allein Politiker wie Norbert Geis.
Aber bisher kamen vor allem die zu Wort, die wie Geis den Untergang des Abendlandes beschwören, wenn die Homoehe abgesegnet wird.
Jetzt wird es Zeit, dass auch andere Stimmen zu Wort kommen. Für meine Partei ist jedenfalls wichtig: Das Bundesverfassungsgericht hat ein Signal gegeben, dass diese eingetragene Lebenspartnerschaft nicht mit Ehe und Familie kollidiert. Für uns ist das eine große Hilfe.
Für uns?
Für die gesamte Union. Denn jetzt kann sie in der Wirklichkeit ankommen – und nicht mehr so tun, als gingen von Homosexuellen Gefahren aus.
Wobei das umstrittene Gesetz von vielen Schwulen und Lesben als „Sondergesetz“ gesehen wird.
Denn es bedeutet ja eine „Ehe“ minderer Güte. Wir aber wollen – langfristig natürlich –, dass die Ehe für Homosexuelle geöffnet wird. Samt Adoptionsrecht. Wobei diskutiert werden muss, ob es das Ehegattensplitting wirklich geben muss. Steuerliche Privilegien sollten nur noch für Familien – ob hetero oder homo – gelten, wenn in ihnen Kinder aufwachsen.
Ehrgeizige Ziele.
Ja, die muss man auch haben. Aber es wird nicht so schnell gehen. Die Gesellschaft wird sich an Schwule und Lesben gewöhnen. Für alles Weitere benötigt es noch mehr Zeit. INTERVIEW: JAF
Martin Herdieckerhoff ist Bundesvorsitzender der 1998 gegründeten Gruppe „Lesben und Schwule in der Union“ (LSU)
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