: Avanti Popolo in Hamburg und anderswo
■ Proteste in Hamburg nach Todesschüssen während des G-8-Gipfels von Genua
„Genua, das war Mord – Widerstand an jedem Ort.“ Unter diesem Motto haben sich am Samstagmittag über 700 HamburgerInnen wegen der tödlichen Polizeischüsse auf den Globalisierungsgegner Carlo Giuliani beim G-8-Gipfel in Italien spontan am Altonaer Bahnhof versammelt. Mehrere KundgebungsrednerInnen betonten ihr „Entsetzen über den Polizeiterror“ und wiesen auf die „antisozialen Auswirkungen der neoliberalen Globalisierung“ hin. „Für die Macht der Reichen gehen sie über Leichen“, skandierten die De-monstrantInnen, als sie danach durch Altona zogen und dabei „Avanti Popolo“ sangen.
Am Altonaer SPD-Büro richtete sich der Zorn gegen Hamburgs SPD-Innensenator Olaf Scholz, der dort seine politische Karriere als Parteilinker begonnen hatte. Die Versammelten warfen Scholz vor, mit seinem neuen Sichherheitskonzept und dem rechtlich umstrittenen Brechmitteleinsatz gegen mutmaßliche Dealer die Politik des Ronald Schill übernommen zu haben. Der Regenbogen-Bürgerschaftsabgeordnete Norbert Hackbusch: „Er hat die ganze rechte politische Scheiße des Rechtspopulisten Schill realisiert.“ Sprechchöre als Reaktion: „Scholz du Gangster, bald bist du weg vom Fenster – kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat.“ Die Polizei begleitete den Marsch mit einem Großaufgebot an BeamtInnen, Wasserwerfern und Räumpanzern. Zu nennenswerten Zwischenfällen kam es allerdings nicht – abgesehen von kleinen Rempeleien im Bahnnof am Ende der Demo.
In der Nacht zu gestern protes-tierten abermals 150 Menschen wegen der Todesschüsse von Genua und zogen im Anschluss des Aktionstages „Wem gehört die Stadt“ (siehe auch Seite 23) vom Hafenrand zum Schulterblatt. „No justice, no peace, fight the police.“ Hektisch ließ die Polizei Sondereinsatzkräfte auffahren, um ihre Wache an der Lerchenstraße zu schützen.
Seit Samstag war die Polizei ohnehin in erhöhter Alarmbereitschaft. Bereits am Freitagabend hatte es Proteste gegeben. In Altona attackierten 70 Unbekannte mit Steinen und Farbbeuteln Streifenwagen und warfen die Scheibe einer Haspa-Filiale ein.
Kai von Appen/Andreas Speit
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