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SPD gibt sich multikulturell

Vier Kandidatinnen nichtdeutscher Herkunft bewerben sich fürs Abgeordnetenhaus. Doch nicht alle haben Chancen

Geballte weiblicher Kompetenz gab SPD-Landeschef Peter Strieder gestern Grund zur guten Laune. Dilek Kolat, Thuy Nonnemann und Ülker Radziwill sind drei von insgesamt vier Kandidatinnen nichtdeutscher Herkunft, die die SPD bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus ins Rennen schickt.

Migranten seien nicht nur eine kulturelle Bereicherung für die Stadt, sondern müssten auch in der Politik eine wichtige Rolle spielen, sagte Strieder. „Mit den Kandidatinnen haben wir ein Angebot, die kulturelle Vielfalt der Stadt abzubilden und ihre Kenntnisse und Erfahrungen in die Politik mit einzubringen“, sagte der SPD-Chef.

Einbringen wollte sich die gebürtige Türkin Dilek Kolat bereits 1999. Wegen des extrem schlechten Wahlergebnisses der SPD zog sie jedoch nicht ins Parlament. Im zweiten Anlauf will sie sich nun verstärkt für die Integration der ausländischen Bevölkerung sowie eine bessere Bildung in Schule und Beruf stark machen. „Ich habe die klassische Karriere einer Migrantin durchlaufen und weiß über die Probleme, die vor allem fehlende Sprachkenntnisse mit sich bringen“, sagte die 34-Jährige. Die Beherrschung der deutschen Sprache sei Voraussetzung für die Chancengleichheit in Bildung und Beruf. Hier müsse es mehr Angebote geben, die über die reine Vermittlung von Sprache hinausgehen.

Ebenfalls in der Türkei geboren ist Ülker Radziwill. Die 35-jährige Reiseverkehrsfrau möchte sich in der sozialen Stadtentwicklung engagieren. Das Kiezleben und die Eigeninitiative der Bewohner müssten gefördert werden, sagte sie. Zur Einheit der Stadt gehöre nicht nur eine Annäherung zwischen Ost und West, sondern auch die Integration der ausländischen Mitbürger.

Der Meinung ist auch die in Vietnam geborene Thuy Nonnemann. Ob die 62-Jährige aber im Parlament mitmischen kann, ist fraglich. Sie kandidiert auf Platz 10 der Bezirksliste Wilmersdorf-Charlottenburg und hat damit wenig Aussichten auf einen Wahlerfolg. „Es geht mir nicht nur darum, ins Abgeordnetenhaus zu kommen“, meinte Nonnemann, „sondern Vorbild zu sein für Migranten, sich aktiv an der Politik zu beteiligen.“

Die SPD ist aber keinesfalls die einzige Partei mit Kandidaten nichtdeutscher Herkunft. Für Bündnis 90/Die Grünen sind laut Geschäftsführerin Kirsten Böttner insgesamt fünf solche Kandidaten nominiert. Darunter der Sprecher für Bildung, Özcan Mutlu. Er ist schon seit 1999 im Parlament. Auch PDS und CDU wollen Politiker nichtdeutscher Herkunft ins Rennen schicken. Wie viele ist jedoch noch unklar, da die Parteien ihre Listen noch nicht komplett haben.

SILKE KATENKAMP

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