: Beredtes Schweigen
Im Untersuchungsausschuss zur Berliner Bankenaffäre sagte erstmals der Ex-CDU-Fraktionschef Landowsky aus
BERLIN taz ■ Was wusste Klaus Landowsky? Ginge es nach dem ehemaligen Berliner CDU-Fraktionsvorsitzenden und Auslöser des Berliner Bankenskandals und Regierungswechsels, lautete die Antwort: nichts. Auch in der gestrigen Sitzung des Spenden-Untersuchungsausschusses wiederholte Landowsky, es habe keinen Zusammenhang zwischen der 40.000-Mark-Spende der Firma Aubis an die CDU und der Vergabe eines 600-Millionen-Kredits an die Firma gegeben.
Bei seiner ersten Zeugenvernehmung hatte Landowsky mit Hinweis auf ein laufendes Ermittlungsverfahren die Aussage verweigert. Doch auch seine gestrigen Einlassungen waren eher von schweigender Beredtsamkeit, als dass sie sachdienliche Hinweise gegeben hätten. Umso mehr dagegen bot Landowsky, der ehemalige „Pate“ der Berliner CDU, einen Einblick ins Patronagesystem der Westberliner Christdemokraten.
Von den 40.000 Mark Barspende hatte Landowsky nur 25.000 Mark an den damaligen Schatzmeister der Partei abgeführt. 10.000 Mark bekam dagegen der Kreisverband im noblen Villenstadtteil Zehlendorf. 5.000 Mark gingen an den Landowsky-Getreuen und heutigen Fraktionssprecher Markus Kaufmann – beide Summen wurden von Landowsky nicht überwiesen, sondern persönlich überreicht. Die 5.000 an Kaufmann seien eine „Leistungsprämie“ gewesen, sagte Landowsky, der mehrfach betonte, dass er ein sozialer Mensch sei, der seine Mitarbeiter immer fair entlohnt habe. Dass damit nicht die Partei, sondern er selbst über die Spende entschieden habe, beantwortete der mittlerweile von allen Ämtern zurückgetretene Landowksy mit dem Satz: „Ich bin doch ein führender Vertreter der Union.“
Doch nicht nur Landowsky schwieg beredsam, auch die CDU-Fraktionsmitglieder im Ausschuss hüllten sich gestern in Schweigen. Auch in der Berliner CDU, die sich mit ihrem neuen Spitzenkandidaten Frank Steffel gerne personell runderneuert gibt, herrscht der hessische Euphemismus der „brutalstmöglichen Aufklärung“. UWE RADA
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