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Grüne wollen Homos, Künstler den Diskurs

■ Anti-Schill-Initiative wächst. Bühnenverein kritisiert Ole von Beust

Von der Absage des FDP-Spitzenkandidaten Rudolf Lange an eine Ampelkoalition erhoffen sich die Hamburger Grünen neuen Auftrieb im Wahlkampf. Wer FDP wähle, könne gleich für Schill stimmen, meint die Zweite Bürgermeis-terin und GAL-Spitzenkandidatin Krista Sager. „Wir wollen die Leute, die Schill nicht wollen“, bekräftigte sie gegenüber dpa.

Sager kündigte an, in den letzten zwei Wochen bis zur Wahl bestimmte Bevölkerungsgruppen „zielgerichtet“ anzusprechen, vor allem die 35.000 neu eingebürgerten HamburgerInnen und die schwul-lesbische Kneipenszene: „Dort gibt es ein Potenzial, das uns das letzte Mal nicht gewählt hat, das aber vielleicht merkt, dass wir gute Arbeit gemacht haben.“

SPD-Generalsekretär Franz Müntefering hofft weiter auf 40 Prozent für seine Partei bei der Hamburger Bürgerschaftswahl am 23. September. Es gelte in jedem Fall, eine Konstellation „Ole von Schill“ zu verhindern, vertraute er der Welt am Sonntag an. Die FDP sei auf dem „absteigenden Ast“ im Lagerwahlkampf. Aus der „Mission 18“ könne „leicht die Mission 1,8 werden“. Das ZDF-Politbarometer verkündete am Freitag sowohl für SPD und GAL als auch für CDU, Schill-Partei und FDP jeweils zusammen 48 Prozent.

Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Jürgen Flimm, hat Pläne des CDU-Spitzenkandidaten Ole von Beust scharf kritisiert, nach einem Wahlsieg das Amt des Kultursenators abzuschaffen: „Das ist provinziell.“ Kunst und Kultur „erhalten die Diskursfähigkeit einer Stadt und sind ihr Lebensnerv“, sagte der 60-Jährige, der 15 Jahre (1985 - 2000) lang das Hamburger Thalia Theater geleitet hat. Von Beust will einen „Kulturbeauftragten“ direkt in der Senatskanzlei ansiedeln und gleichzeitig den Kulturhaushalt „um zunächst zehn Prozent, das heißt rund 30 Millionen Mark“ anheben: „Mir ist es lieber, mehr Geld für die Kultur zu haben, als ein teures Etikett in Form eines Amtstitels“, meinte von Beust.

Die vor zwei Wochen von 61 Hamburger KünstlerInnen gegründeten Anti-Schill-Initiative „Zu schön, um rechts zu sein“ ist inzwischen auf 85 UnterzeichnerInnen angewachsen. dpa/smv

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