: An das Energiesparen gewöhnen
In jedem Haushalt finden sich Stromverschwender: aus technischen Gründen oder aus Gedankenlosigkeit. Mieter können mitunter auch ihren Vermieter einschalten, um Energie und Geld zu sparen. Jetzt ist es Zeit, sich auf den Winter vorzubereiten
Energieräuber finden sich in jeder Wohnung: aus technischen Gründen oder aus Bequemlichkeit. Das Umweltbundesamt ermittelte immerhin sieben Gründe, weshalb in Haushalten Energie verschwendet wird.
Da ist zunächst die „Gedankenlosigkeit“, wenn etwa Licht in ungenutzten Räumen einfach brennen bleibt. Vermeintlicher „Zeitgewinn“ ist ein weiterer Faktor: Der Computer fährt aus der Bereitschaftsstellung zwar schneller in den Normalbetrieb, doch wer ihn ausschaltet, wartet nur unwesentlich länger. Bei „dauerhafter Empfangsbereitschaft“ hat man per Fernbedienung zwar sofort Zugriff auf den Fernseher – doch läuft das Gerät nur durchschnittlich fünf Stunden am Tag; 19 Stunden frisst er nutzlos Strom. Hinzu kommen „unnötige elektrische Signale“, beispielsweise bei elektronischen Heizkostenverteilern, die per Fernabruf abgelesen werden; herkömmliche Verdunstungsröhrchen sind billiger und ebenso effektiv. Strom frisst ferner der „Erhaltungsbetrieb“, zum Beispiel bei Warmwasserspeichern, aber auch der permanente Ladezustand bei Akku-Werkzeugen, die man nur alle paar Wochen benötigt.
Auch Geräte in „ständiger Aktionsbereitschaft“ brauchen unnütz Energie, zum Beispiel tagsüber Bewegungsmelder, wenn sie nur bei Dunkelheit reagieren müssen, oder Geräte mit Zeitschaltuhr wie Waschmaschine oder Geschirrspüler. Letztlich – und das dürfte ein Kernpunkt sein – fehlt vielen Audio- und Videogeräten schlechterdings der Abschaltknopf.
In den hiesigen Wohnungen und Büros werden so rund elf Prozent des Stroms durch Leerlaufverluste verbraucht. Beim Umweltbundesamt errechnete man im vergangenen Jahr, dass jeder Haushalt pro Jahr allein 250 Mark für den Leerlauf von Elektrogeräten zahle. Dabei wären 71 Prozent der Deutschen selbst dann zu Energiesparmaßnahmen bereit, wenn sie mit höheren Kosten verbunden sein sollten. Immerhin die Hälfte der Deutschen würde Energie sparen, wenn das für sie Komfortverzicht bedeutete, ermittelte im Rahmen einer Studie der Verband der Elektrizitätswirtschaft. Dass es noch immer ein riesiges Sparpotenzial gibt, dürfte also nicht zuletzt daran liegen, dass man das Problem zwar erkennt, mitunter aber nicht so genau weiß, wie es zu beheben ist.
In jedem Haushalt kann man da einiges tun. Die billigste Lösung heißt: Geräte abschalten. Das kostet nichts, ist effektiv – aber zunächst vielleicht etwas unbequem. Lässt sich altes Gerät nicht abschalten, benutzt man eine schaltbare Steckdosenleiste.
Eine gute Lösung: Gehen Sie – auch mit der Familie – durch die Wohnung und machen Sie einen persönlichen Energie-Check. Wer viele Akkus hat, lebt verschwenderisch: Beim Ladevorgang geht ein Drittel der eingesetzten Energie verloren, zudem entladen sich die Akkus bald von selbst. Die Ladestationen stehen rund um die Uhr unter Ladestrom. Bei Neuanschaffungen gilt: Nehmen Sie ein netzbetriebenes Gerät und kaufen Sie dazu Verlängerungskabel. So kommen Sie überall hin, wo Sie es brauchen. Tauschen Sie, wo möglich, Glühbirnen aus. Energiesparlampen sind in der Anschaffung zwar teurer, halten jedoch länger als übliche Birnen und senken bei konsequenter Anwendung den Stromverbrauch für Beleuchtung um rund 70 Prozent.
Die beste Lösung: Energie sparen durch sparsame Haushaltsgeräte. Kaufen Sie vor allem große Haushaltsgeräte nie spontan auf Grund eines vermeintlichen Sonderangebotes. Vergleichen Sie nicht nur Endpreise, sondern auch die Betriebskosten. Bei Kühl- und Gefrierschränken, Geschirrspülern und Waschmaschinen gibt es eine Entscheidungshilfe: die Energie-Effizienzklasse. Das Zeichen „A“ steht für einen niedrigen, das „G“ für hohen Energieverbrauch. Und: Der Gefrierschrank arbeitet am sparsamsten an kühlen Plätzen fernab von Heizung, Herd oder Waschmaschine. Entscheiden Sie sich beim Neukauf von Fernseher, Video und HiFi-Anlagen für Geräte mit Ein-/Aus-Schalter.
Auch das Heizverhalten birgt Potenzial. Verzichten Sie auf Heizkörperverkleidungen. Dies behindert die Wärmeabstrahlung ebenso wie lange Gardinen. Stattdessen erwärmt sich die dünne Außenwand in der Heizkörpernische und ein Großteil der Energie verpufft ins Freie. Senken Sie die Raumtemperaturen: 20 Grad in viel genutzten Räumen, im Schlafzimmer sollten 16 Grad, in Bädern – während der Nutzungszeit – 22 Grad reichen. Ein Grad Raumtemperatur weniger spart etwa sechs Prozent Heizenergie. Heizen und Lüften verträgt sich nicht. Drehen Sie bei offenem Fenster die Heizung zurück, vermeiden Sie im Winter Dauerlüftung per gekipptem Fenster. Senken Sie beim Verlassen der Wohnung die Temperatur.
Mit einigen kleinen und billigen Hilfsmitteln aus dem Baumarkt lässt sich Wärme länger im Raum halten. Außenwände in Heizkörpernischen kann man selber dämmen. Beschichtete Platten oder Rollfolien reflektieren Wärme. Fensterisolierfolien, von innen am Fensterrahmen befestigt, wirken dämmend als Luftpolster zwischen Scheibe und Folie. Für zugige Fenster gibt es Dichtprofile, der breite Spalt zwischen Tür und Teppich lässt sich mit Klemmschienen verringern.
Für weitergehende Energiesparmaßnahmen, die in die Substanz der Wohnung eingreifen, braucht man in einer Mietwohnung grundsätzlich die Zustimmung des Vermieters. Doch mit ihm zu reden kann sich lohnen. Die Nummern an Hauseingangstüren müssen von Gesetz wegen nachts beleuchtet sein – ein idealer Auftrag für Energiesparlampen. Gleiches kann für das Dauerlicht rund um die Uhr im Fahrstuhl gelten.
Neben dem Einsatz von Energiesparlampen kann man prüfen, ob sich Bewegungsmelder anbieten. Die sind sicher auch im Keller und auf dem Dachboden gut aufgehoben. Beide werden relativ selten genutzt. Wird hier vergessen, das Licht auszuschalten, brennt es womöglich tagelang. Für Treppenhäuser übrigens sind Energiesparlampen weniger geeignet. Deren Stärke liegt darin, langanhaltend Dauerlicht zu spenden. Kurzfristiges An- und Ausschalten verkürzt die Lebensdauer. Aber herkömmliche Glühbirnen auszutauschen spart auch hier Strom, denn statt der üblichen 60 Watt genügen oftmals 40-Watt-Birnen. Achtung: Im Bereich von Briefkästen und schwarzen Brettern wird mehr Helligkeit benötigt, ebenso in „dunklen Ecken“. Das Sicherheitsempfinden der Mieter sollte vor dem Energie sparen stehen.
Bitten Sie Ihren Vermieter, die Treppenhausbeleuchtung vom üblichen Dreiminutentakt auf zwei Minuten zu senken, sofern es die Größe des Hauses erlaubt. Darunter sollte man allerdings nicht gehen, sonst könnte der Vermieter wegen mangelnder Verkehrssicherheit belangt werden, falls etwas passiert. „20 Sekunden sind zu wenig“, urteilte ein Gericht.
Sollten Sie erwägen, einen verbrauchsintensiven Heizlüfter zu kaufen, weil sie in Ihrer Wohnung trotz herkömmlicher Heizkörper frieren, sprechen Sie mit Ihrem Vermieter. Er muss dem Mieter eine angemessene Raumtemperatur ermöglichen, deren Höhe zumeist im Mietvertrag festgelegt ist. Wird man dort nicht fündig, kann man sich allenfalls an Richtwerten orientieren, denn gesetzliche Bestimmungen über die erforderliche Zimmertemperatur gibt es nicht. Anhand verschiedener Gerichtsurteile kann man davon ausgehen, dass eine Temperatur von mindestens 20 bis 22 Grad in der Zeit zwischen sechs und 24 Uhr als ausreichend gilt. Im Winter kann der Vermieter sogar verpflichtet sein, die Heizung während der ganzen Nacht in Betrieb zu halten: Das Amtsgericht Köln entschied in einem Fall, dass zwischen 23 und sieben Uhr eine Temperatur von 17 Grad Celsius einzuhalten sei. Sollten Sie das Problem mit Ihrem Vermieter nicht lösen können, kann man klären, ob wegen eines Mangels an der Mietsache eine Mietminderung in Frage kommt.
Ein Mangel liegt auch dann vor, wenn Heizenergie mangels hinreichender Isolierung nutzlos verpufft, die Fenster verrottet sind oder schlecht schließen. Suchen Sie eine Mieterberatung auf. Auch wenn der Winter noch nicht Einzug hält: Gerade jetzt ist die richtige Zeit, sich darauf vorzubereiten. ANDREAS LOHSE
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