: Nordallianz meldet Erfolge
Die afghanische Opposition verkündet wichtige Geländegewinne. Laut Verteidigungsminister Rumsfeld sind mehr US-Soldaten vor Ort im Einsatz. Bush bläst zum Kampf gegen das „Böse“
ISLAMABAD/KABUL afp/rtr/dpa ■ Einen Monat nach Beginn der US-Luftangriffe auf Afghanistan haben die Oppositionstruppen wichtige Geländegewinne im Norden des Landes verkündet. Die Kämpfer der Nordallianz hätten drei bedeutende Bezirke erobert, teilte Oppositionssprecher Mohammed Aschraf Nadim gestern mit.
Die Einnahme der drei nördlichen Distrikte Sari, Keschendeh und Ap-Kupruk stelle den größten Erfolg seit dem Beginn der US-Luftangriffe dar, sagte Nadim. Den Eroberungen nahe der strategisch wichtigen Stadt Masar-i Scharif seien tagelange heftige Gefechte mit Unterstützung durch US-Bombardements vorausgegangen. Taliban-„Bildungsminister“ Amir Khan Muttaki hatte zuvor noch von schweren Verlusten bei der Opposition berichtet. Die private afghanische Agentur AIP bestätigte hingegen die Eroberung von Sari.
Die USA setzten die Bombardierung von Taliban-Frontstellungen mit unverminderter Härte fort. US-Konteradmiral John Stufflebeem bezeichnete es als „gutes Zeichen“, dass die Feuerkraft der Taliban offensichtlich abgenommen habe. Nähere Angaben über die Verluste auf Seiten der Miliz machte er nicht. Das Vorrücken der Nordallianz zeige jedoch, dass die US-Angriffe auf die Taliban „die erwünschten Auswirkungen“ hätten. Auch könnten sich Taliban und die Mitglieder von Bin Ladens Organisation al-Qaida nicht mehr frei im Land bewegen.
Generalstabschef Richard Myers sagte, es sei in Ordnung, wenn die Nordallianz noch zwei Monate für die Vorbereitung ihrer Offensive brauche. Sicher sei, dass sie im bevorstehenden Winter besser ausgestattet in die Kämpfe gehe als ihre Gegner. Die USA rüsteten sie mit Winterkleidung und Munition aus. Die Nordallianz kontrolliert Schätzungen zufolge etwa zehn Prozent des afghanischen Gebiets.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gab bekannt, dass die USA die Zahl ihrer Soldaten auf afghanischem Boden mehr als verdoppelt habe und sie weiter aufstocken wolle. Die US-Elitesoldaten operierten inzwischen von vier Standorten in Afghanistan aus. Ihre ursprüngliche Zahl könnte nach seinen Worten verdrei- oder vervierfacht werden. Offizielle Angaben über die Zahl der US-Soldaten in Afghanistan liegen nicht vor; Medienberichten zufolge waren es ursprünglich etwa hundert. Laut Rumsfeld sind die Sondereinsatzkräfte vorwiegend im Norden des Landes im Einsatz. Unterdessen hat ein US-Hubschrauber den proamerikanischen afghanischen Ex-Vizeaußenminister Hamid Karsai aus Afghanistan nach Pakistan gebracht. Karsai war vergangene Woche entkommen, als seine Gruppe nach einem Feuergefecht mit den Taliban gefangen genommen und dann hingerichtet wurde. Berichte, nach denen beim Abschuss eines Hubschraubers vier US-Soldaten getötet worden seien, wies das Pentagon gestern als „Verwechslung“ zurück: AIP habe offenbar einen bestätigten Vorfall vom Samstag noch einmal gemeldet.
US-Präsident Geoge W.Bush betonte, den Kampf gegen den Terror bis „zur Ausrottung“ fortzusetzen. In einer per Satellit übertragenen Ansprache an eine Anti-Terror-Konferenz in der polnischen Hauptstadt Warschau rief er zugleich die Staatengemeinschaft auf, an der Seite der USA gegen das „Böse“ zu streiten. Die Terroristen versuchten, sich atomare, chemische und biologische Waffen anzueignen, und seien eine weltweite Bedrohung. In diesem Kampf könne kein Staat neutral sein.
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