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Meister des Zeltbaus

Paul Busch, Sprössling einer berühmten Zirkusfamilie und Zeltmeister des alten Tempodroms, hat seine Autobiografie geschrieben. Ein Leben auf Achse

Einigen ist der stabil gebaute, blonde Mann sicher öfter auf dem Tempodrom-Gelände aufgefallen. Paul Busch, Sprössling einer der berühmtesten europäischen Zirkusfamilien, war von 1980 bis zum Schluss Zeltmeister des Tempodroms. Er wird zwar sicher nicht heimatlos durch den festen Bau am Anhalter Bahnhof, aber auch für Paul Busch endet eine wichtige Episode seines Lebens. Deshalb hat er zum Stift gegriffen und in tagebuchartiger Form sein Leben aufgeschrieben.

Dieses Buch besticht nicht durch stilistische Eleganz oder durch andere literarische Qualitäten. Aber Buschs Memoiren sind eine originelle, sehr persönliche Chronik eines Zirkuslebens. Der Mann war seit dem Jahr seiner Geburt in Berlin 1937 fast ohne Pause unterwegs, arbeitete unter anderem in Ferienclubs und auch beim Film.

1953 gastierte der Zirkus Busch in Colombo, nach dessen Abreise wollte man einen Zirkusfilm drehen. So lernte der 16-jährige Paul Busch Kristina Söderbaum kennen, die Nazifilmgröße spielte in „Sterne über Colombo“ mit. Regie führte Veit Harlan („Jud Süß“). Sind es die Spätfolgen jugendlicher Verwirrung, dass Paul Busch kein einziges kritisches Wort zu den Naziknallchargen eingefallen ist?

Beim Tempodrom war Busch von Anfang an dabei. Auf Fotos sieht man die merkwürdige Erdabstufung am Zelt. Busch als Zeltspezialist fand die Konstruktion merkwürdig. „In den Sandwall werden Stufen gegraben, darauf werden Bretter gelegt. Keine schlechte Lösung, dachte ich, jedenfalls kann niemand von seinem Sitz nach hinten fallen.“ Für Busch war das Tempodrom zu Beginn auch als Soziotop eine Neuheit: Zum ersten Mal hatte er es mit Hausbesetzern, Alternativen und Punks zu tun. ANDREAS BECKER

Paul Busch: „Mein Leben – ein Zirkus“, Nora Verlagsgemeinschaft, Berlin 2001, 29,90 DM

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