Kommentar: Büttel in Weiß
■ Das Institut für Rechtsmedizin macht sich zum Handlanger der Politik
Der Arzt als Handlanger: Bringt er nicht das rechte Ergebnis bei, so wird er abgestraft und belangt. Man darf wohl davon ausgehen, dass in der Rechtsmedizin keine Gegengutachten angestrengt werden, wenn der Arzt den Flüchtling für älter als 16 Jahre eingeschätzt hat.
Die Behörde kann es sich offenbar nicht vorstellen, dass es Ärzte gibt, die nur ihrem Ethos verpflichtet sind und daher nichts tun, als ihrer Arbeit nachzugehen. Das ist bereits hinreichender Grund, sie zu verfolgen.
Die Wissenschaft wird zum Büttel. Hat das an Ergebnissen einzubringen, was die Exekutive braucht, um im Folgenden ihre Politik durchzupeitschen: Massenunterbringung, Verwahrlosung, Abschiebung. Das ist allemal kostengünstiger, als jungen Flüchtlingen pädagogische Betreuung und eine Jugendwohnung zu stellen – was die Stadt müsste, wenn die Flüchtlinge unter 16 wären. Alles eine Frage der Räson.
Und das Institut für Rechtsmedizin lässt sich – wie bei den Brechmitteln – wieder bedenkenlos vor den Karren spannen. Dass das UKE seinen wissenschaftlichen Ruf dafür aufs Spiel setzt, scheint den Institutsleiter nicht übermäßig zu scheren.
Das Beispiel von den Ermittlungen gegen Mediziner, die, durch die Behördenbrille geblickt, zu oft das „Falsche“ entscheiden, passt genau in die Brechmittel-Debatte. Ärzte werden als billige Zulieferer missbraucht, dürfen sich die Hände schmutzig machen, um einer kaltschnäuzigen Innenpolitik das Instrument zu reichen.
Ärzten, denen ihr Beruf noch etwas wert ist, machen da nicht mit. Peter Ahrens
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