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Ponys statt Spülmaschine

■ Das Gröpelinger Gemeinschaftshaus ist eröffnet – schon gibt's Kritik: zuwenig Geld

„Schauen Sie sich die Dame hinterm Tresen an,“ schreit Dieter Sevecke, Leiter des Gemeinschaftshauses in Gröpelingen. Im neu eingerichteten Café des Hauses drischt neben ihm ein Schlagzeuger auf sein Instrument ein. „Sie ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Arbeit den Menschen wieder Hoffnung gibt“, sagt er und hält sich mit schmerzverzerrtem Lächeln die Ohren zu. Die Dame hinterm Tresen ist Brigitte Burkewick, eine rothaarige Frau mittleren Alters und Leiterin des Cafés. Zur Neueröffnung hat sie bergeweise Brötchen belegt und Kaffee gekocht. Ein Job, den sie über die Nachbarschaftsbörse des Gemeinschaftshauses bekommen hat. Per Aushang können die Bewohner der umliegenden Häuser dort Gärtner, Friseure oder Betreuer für den Streichelzoo des Gemeinschaftshauses suchen. Die Arbeit soll freiwillig sein und bringt deshalb nur einen Alibi-Lohn von zehn Mark pro Stunde ein. Sievecke hofft, auf diese Weise möglichst vielen Gröpelinger Sozialhilfeempfängern einen Job verschaffen zu können.

Im Gemeinschaftshaus-Café hat der Schlagzeuger zu spielen aufgehört, dafür hat sich eine bunte Masse Leute hineingedrängt. An den hellen, noch unzerkratzten Holztischen sitzen bärtige Männer in blauen Arbeitsanzügen und löchrigen Schuhen, Kuchen essende Sozialarbeiter und Mütter mit Kinderwagen. Die größeren Kinder wuseln durcheinander und überquieken das rauschende Stimmengewirr. Ein sehr nervöser Sevecke quetscht sich durch die Menge und sucht nach Christine Wischer. Die Bremer Bausenatorin ist Schirmherrin des Gröpelinger Programms „Wohnen in Nachbarschaft (WiN)“, in dessen Rahmen das Gemeinschaftshaus vergrößert wurde. Sie soll den Neubau eröffnen. Endlich erscheint die Senatorin und Sevecke kann sich entspannen: Frau Wischer lobt ihn und die Arbeit seiner Kollegen in höchsten Tönen.

Draußen vor der Tür ist die Lage weniger rosig.

Der Boden um das weiß gestrichene Gebäude des Gemeinschaftshaus ist schlammig, feucht und zertrampelt. Ein paar Meter entfernt haben Mitarbeiter ein paar hölzerne Baracken aufgebaut, bunt angestrichen und eingezäunt.„Streichelzoo“ hat jemand darüber geschrieben. In einem Gehege stehen zwei schlecht gelaunte dicke Ponys und rupfen matschiges Gras aus dem Boden.

„Das Programm ist schön und gut, aber das Geld fehlt“, sagt Heike Meer, Sozialarbeiterin. Mit klammen Fingern holt sie ein Päckchen Tabak aus der Tasche und dreht sich eine Zigarette. „Für den Neubau haben wir viel Geld bewilligt bekommen. Aber uns fehlt das Geld, um unsere Projekte richtig durchzuführen“. Für die zehnköpfige Jungengruppe, die sie betreut, stehen ihr im Monat 25 Euro zur Verfügung. Ein gemeinsamer Kinobesuch ist damit nicht drin.“ Wir haben auch viel zu wenig Betreuer für die Kinder,“ fügt sie hinzu. Statt neuer Projekte wünsche sie sich, dass die bestehenden mehr Geld bekommen. „ Wir haben noch nicht mal Geld für eine neue Spülmaschine, dabei ist die alte seit Monaten kaputt.“

Gut, dass Sevecke sie nicht hören kann. „ Nach Geld jammern und lamentieren kann jeder,“ hat er, auf die knappen Finanzen, angesprochen kurz zuvor im Haus gesagt. „Aber ich finde es ganz in Ordnung, dass wir nicht so viel davon haben. Sonst würden die Gruppen anfangen, Anträge auf überflüssiges Zeug zu stellen.“ Theresa Bäuerlein

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