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Applaus bekam nur der Hubschrauber

„Black Hawk Down“, eine Verfilmung des US-Debakels in Somalia 1993, begeistert Amerika, aber Somalia weniger

BERLIN taz ■ „Black Hawk Down“ ist ein Kriegsfilm, der so richtig in die Zeit passt. Geschildert wird der dramatische Höhepunkt der US-Militärintervention in Somalia 1993, als US-Spezialkräfte bei der Jagd auf den somalischen Warlord Farah Aidid ganze Straßenzüge in Schutt und Asche legten, vermutlich Hunderte von Menschen töteten, Aidid nicht fanden und dann Hals über Kopf Somalia verließen, nachdem Aidids Kämpfer 18 Amerikaner töteten und eine Leiche vor den Kameras nackt durch die Straßen schleiften. Der Film des britischen Regisseurs Ridley Scott, der auf dem gleichnamigen Buch des US-Journalisten Mark Bowden vom Philadelphia Inquirer basiert, ist auf CNN gezeigt worden und führt derzeit die nordamerikanischen Kinocharts an.

Lange vor Deutschland, wo „Black Hawk Down“ am 11. April in die Kinos kommt, hat Somalia den Film zu sehen bekommen. Im Kino „New Buujimo Shineemo“ (New Boxing Cinema) in Mogadischu unweit vom Originalschauplatz kamen 200 Somalis, von denen einige die Kämpfe von Oktober 1993 miterlebt hatten, vor einer Woche zur Premiere der illegalen Videokopie. Beim Abschuss eines US-Hubschraubers durch somalische Milizen applaudierten sie. US-Journalisten waren dabei und ließen sich von Überlebenden erzählen, wie es damals war – zum Beispiel von Frau Sahara Weheliya, die sieben Angehörige bei den US-Angriffen verlor. „Seitdem hat uns niemand gefragt, was passiert ist“, sagte sie dem Reporter der New York Times, während sie ihm ein Stück des abgeschossenen Hubschraubers zeigte, das bis heute an der Mauer ihres Hauses steht, von Kakteen überwuchert.

Viele Somalis sind den US-Berichten zufolge empört, dass aus ihrem Leid ein Spielfilm gemacht worden ist, der die Geschichte allein aus US-amerikanischer Perspektive erzählt.

Sie wären wohl noch empörter, wenn sie wüssten, dass kein einziger Somali in dem Film mitspielt und dass er zu großen Teilen in Marokko gedreht wurde. Die nichtsomalischen Schwarzen, die zum Teil gar nicht wie Somalis aussehen, werden nach einer BBC-Kritik als fanatische Anhänger eines verrückten Milizenführers karikiert – ein wenig so, wie man heute über die Kämpfer von Ussama Bin Laden redet. Jedenfalls kommt der Film ziemlich seltsam daher in einer Zeit, in der gerade über neue US-Militäreinsätze in Somalia spekuliert wird.

„Ich glaube, die US-Army wollte, dass dieser Film gemacht wird, weil es die Fehleinschätzung gibt, dass das ein Fiasko war“, sagte Regisseur Scott gegenüber BBC. „Aus ihrer Sicht war es kein Fiasko. Sie gingen rein und machten, was sie machen wollten. Sie waren dann empört darüber, dass man sie abzog.“ Kritik gibt es auch von anderer Stelle. Malaysia ist sauer, weil seine UN-Blauhelme, die damals zur Rettung der eingekesselten US-Soldaten aktiv wurden, für malayischen Geschmack zu passiv dargestellt sind. Der somalische Warlord Osman Ato findet, der Film rücke ihn in ein schlechtes Licht, und hat deshalb angekündigt: „Ich werde meine Anwälte konsultieren.“DOMINIC JOHNSON

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