: „Nur das Kapital ist frei“
Nicola Bullard, vom thailändischen Forschungsinstitut „Focus on the Global South“, fordert den reichen Norden auf, seine Grenzen für mehr Einwanderer zu öffnen
taz: Was muss man tun, damit es mehr Gleichheit gibt?
Nicola Bullard: Wir müssen das Problem der Schulden lösen. Aber auch die Wertschwankungen von Währungen in den Ländern des Südens haben fatale Auswirkungen. Wenn das Geld abgewertet wird, kann das den bescheidenen Wohlstand von Jahrzehnten vernichten.
Was also schlagen Sie vor?
Wir müssen uns fragen, ob die Schulden legitim sind. Wofür wurde das Geld verwendet? Und wer zahlt die Zeche? Nehmen Sie Indonesien: Die Banken statteten Diktator Suharto Jahr für Jahr mit neuen Dollars aus. Diese wanderten zum Teil in den Repressionsapparat, versickerten in der Korruption und finanzierten Prestigeprojekte. Warum soll die Bevölkerung Steuern zahlen, um die Zinsen dafür aufzubringen?
Brauchen wir mehr Liberalisierung oder mehr Regulierung?
Wir brauchen beides – auf jeden Fall auch mehr Freiheit. Die Länder des Nordens sollen die Einwanderung erleichtern und mehr Freizügigkeit gewähren. Menschen werden festgehalten, das Kapital aber genießt alle Freiheiten. Andererseits ist aber mehr Regulierung notwendig, um zum Beispiel die Abwertung von Währungen zu bekämpfen.
INTERVIEW: HANNES KOCH
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