Kommentar: Rettende Distanz
■ Warum die CDU gut daran täte, jetzt von Innensenator Schill abzurücken
Die Bewegung ist zwar noch zaghaft, doch schon messbar: Die CDU beginnt, auf Abstand zu Ronald Schill zu gehen. Ole von Beusts Solidaritätsbekundungen klingen nach den neuen Panorama-Vorwürfen bereits deutlich leiser. Aus dem Rathaus war gestern nicht mehr von Verleumdungen des Senators die Rede. Während Schill die RedakteurInnen des Norddeutschen Rundfunks in unflätiger Art beleidigt, fordert der Bürgermeister den Sender lediglich auf, den Namen des Informanten zu nennen.
Bisher hatte es der CDU und ihrem Bürgermeister noch genützt, dass die Schill-Partei mit ihrem Vorsitzenden mehr und mehr schwächelte. In Umfragen legten die Christdemokratie in dem Maße drauf, wie die Schill-Partei an Zustimmung einbüßte. Da war es leicht, Solidarität mit dem angeschossenen Partner zu demonstrieren.
Doch jetzt haben die Anschuldigungen gegen Schill ein Ausmaß erreicht, das das Renommee des gesamten Senates in Mitleidenschaft zieht. Da tut eine Distanzierung not, um nicht selbst in den Strudel gerissen zu werden. Ein Senator, über dessen politisches Schicksal eine Haarprobe entscheidet und der sich dazu noch mit der einflussreichsten öffentlich-rechtlichen Medienanstalt im Norden anlegt – das ist extrem imageschädigend auch für den Bürgermeister.
Von Beust wird Schill nicht mir nichts dir nichts fallen lassen, weil er ihn zum Regieren braucht. Aber er wird auch nicht in Nibelungentreue zu ihm stehen, wenn der Senat über Hamburg hinaus vorrangig mit Koks, Schickeriafeten und Türstehermilieu assoziiert wird. Sonst ist auch für ihn die Party bald aus.
Peter Ahrens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen