: Von der Platte in die Moabiter Zelle
Der Bankenskandal hat erste juristische Konsequenzen. Fünf Monate nach einer groß angelegten Durchsuchung wurden gestern die ehemaligen Aubis-Manager und CDU-Politiker Hermann Wienhold und Christian Neuling verhaftet
Die Firma Aubis hat eine neue Adresse: die Turmstraße 91 in Moabit. Seit gestern sitzen dort die Aubis-Manager und Ex-CDU-Politiker Hermann Wienhold und Christian Neuling in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Betrug und versuchter Betrug.
Noch am 14. September letzten Jahres hatten die beiden Immobilienmanager, deren 40.000-Mark-Spende an den damaligen CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky den Berliner Bankenskandal ins Rollen gebracht und die große Koalition beendet hatte, eine Gegendarstellung gegen den Spiegel angestrengt. Nach einer Großrazzia gegen die Firma hatte das Nachrichtenmagazin geschrieben, dass es gefälschte Verträge über angebliche Leistungen zwischen der Aubis und dem Energieversorgungsunternehmen Elpag gebe. Alles falsch, so Wienhold und Neuling damals.
Fünf Monate später ist die Berliner Staatsanwaltschaft offenbar zu dem Ergebnis gekommen: Alles richtig. Wienhold und Neuling, sagte gestern Justizsprecherein Anja Teschner, werde vorgeworfen, „im Zuge der Sanierungsverhandlungen über das Aubis-Kreditengagement im Jahr 1999 wahrheitswidrig behauptet zu haben, dass die Elpag ein von der Aubis-Gruppe wirtschaftlich und rechtlich unabhängiges Unternehmen sei“.
Diese Behauptung habe dazu gedient, dass die mit der Aubis-Sanierung beauftragten Sanierungsgesellschaften in bereits bestehende Verträge über die Energielieferung für etwa 10.000 Plattenbauwohnungen eingestiegen seien. Diese Verträge hätten aber nicht nur eine Laufzeit bis 2014 gehabt; auch die Zahlungsverpflichtungen, so die Justiz gestern, sollen um 30 Millionen Mark überhöht gewesen sein. Geld also, das den Aubis-Managern wieder in die eigene Tasche floss, weil die Elpag mitnichten von ihnen wirtschaftlich unabhängig war. Allein von Januar bis September 2000 sollen so 1,6 Millionen Mark für überhöhte Rechnungen von den Sanierungsgesellschaften an Elpag geflossen sein.
Der bündnisgrüne Fraktionsvorsitzende Wolfgang Wieland begrüßte gestern die Haftbefehle. „Wir haben die strafrechtliche Aufklärung immer gefordert und alles dafür getan, dass sie stattfindet“, sagte der Exjustizsenator. UWE RADA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen