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ARD gegen Premiere, nächste Runde

■ Universum-Vorzeigeboxer Wladimir Klitschko tritt gegen den „Weißen Büffel“ an

Großkampf-Wochenende für die Boxfans. Morgen Abend wird Sven Ottke vom Sauerland-Stall seine IBF-Krone im Super-Mittelgewicht vor ARD-Kameras zum 13. Mal verteidigen. Eine ausverkaufe Magdeburger Halle vermeldet Sauerlands technischer Leiter Jean-Marcel Nartz, und die ARD-Verantwortlichen werden sich an fünf bis sechs Millionen Zuschauern delektieren. Und gleichzeitig schickt der Hamburger Box-Promoter Klaus-Peter Kohl in Stuttgart sein bestes Pferd auf die Strecke.

Die mit 10.300 Zuschauern vollbesetzte Hans-Martin-Schleyer-Halle begeistert auch Klaus-Peter Kohl. „Stuttgart steht Kopf“ verkündete der Chef des Hamburger Boxstalls Universum – wenn Kohls Vorzeigeboxer Wladimir Klitschko seinen WBO-Titel im Schwergewicht verteidigen will. Doch der boxt im deutschen Pay-TV-Ghetto namens Premiere World, was die Zuschauerzahl auf rund zwei Millionen Personen reduziert. Eine „unglückliche Wahl“, nennt Universum-Geschäftsführer Peter Hanraths die Terminkollision, um aber nachzulegen, dass im Free-TV sein Schützling mindestens die doppelte Zuschauermenge vor die Mattscheibe zöge wie der Sauerland-Angestellte Ottke.

Klitschkos Gegner könnte Hanraths These in Frage stellen. Denn mit Francois Botha – Künstlername „Weißer Büffel“ – kommt ein eher unpopulärer Boxer angerollt, der 1995 in einem skandalumwitterten Fight Axel Schulz mittels Doping besiegte, der gerne klammert und kaum ein Mittel verschmäht, um seinen Kontrahenten zu Fehlern zu provozieren. „Vom Kampfstil her ein Ekelpaket“, resümiert Sauerland-Mann Nartz.

Da etliche Beobachter mit Bo-thas schnellem K.o. rechnen, steht Klitschko unter Druck: Bleibt der fixe Knockout aus, ist der Ukrainer der Blamierte. Das wäre nicht gut fürs Renomee sowie für die postulierten Kampfabsichten gegen solche Quotenbringer wie Lennox Lewis oder Mike Tyson. Zumal der 25-Jährige im Dezember 2001 verletzungsbedingt passen musste, als er in New York auf den Hochkaräter David Izon vor den Kameras des Pay-TV-Senders HBO treffen sollte – eine große Chance, um sich in den USA einen Namen zu machen.

Der große Name fehlt auch Botha, nicht nur dank seines Kampfstils. „Er hat fünf Runden gegen Tyson geführt“, unterstreicht Universum-Stratege Hanraths die Offensivqualitäten des Südafrikaners, aber dennoch gelang „Iron Mike“ in jener Runde der entscheidende Treffer. Noch kürzeren Prozess machte Lennox Lewis: Aus für Botha in Runde zwei. So neigt sich die Profikarriere des 33-Jährigen dem Ende entgegen – der Auftritt gegen Wladimir Klitschko ist wahrscheinlich Bothas letzte Chance aufs große Geld.

Vermutlich liegt es auch an Botha, dass amerikanische Fernsehsender auf eine Übertragung verzichten. Zwar war der letzte Kampf von Wladimirs älterem Bruder Vitali in Oberhausen auf ESPN zu bewundern und HBO-Programmvize Kery Davies bejubelte vor kurzem den jüngeren Klitschko als den kommenden Boxstar. Aber Davies forderte gleichzeitig stärkere Ringpartner für den 2,04-Meter-Mann. Botha wird er damit nicht gemeint haben. Eher schon Ex-Weltmeister Ray Mercer, der mit Universum über einen Kampf verhandelt. Mercer vermöbelte seinen letzten Kontrahenten in 28 Sekunden und hat in der Branche einen guten Namen. Sollte der Fight Mercer-Klitschko zu Stande kommen, wäre es Wladimirs nächste Chance, sich in Amerika zu etablieren. Marcus Vogt

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