: Geschäftsführer packt im Müllsumpf aus
Für die Firma Steinmüller ergatterte Sigfrid Michelfelder den Bau der Kölner MVA – und soll kräftig geschmiert haben
KÖLN taz ■ Sigfrid Michelfelder gilt als eine der Schlüsselfiguren im Kölner Müllskandal. Seit Ende Februar sitzt der Generalbevollmächtigte des Anlagenbauers Babcock Borsig in Untersuchungshaft. Nun hofft er, Ostern wieder in Freiheit verbringen zu können.
Das Landgericht Köln entscheidet heute über seine Haftbeschwerde, die Chancen stehen gut: Denn mit einer über 30 Seiten starken „Einlassung“ hat Michelfelder dezidiert zu den Hintergründen des Baus der Kölner Müllverbrennungsanlage (MVA) ausgepackt, bestätigte Staatsanwalt Günther Feld der taz.
Michelfelder wird vorgeworfen, als Geschäftsführer der im Jahr 2000 von Babcock übernommenen Firma Steinmüller 14,2 Millionen Mark für Schmiergeldzahlungen abgezweigt haben. Damit wurden angeblich Politiker und Manager bezahlt, die Steinmüller den Auftrag für die MVA zugeschanzt hatten. Davon profitiert haben soll auch die Kölner SPD, allein SPD-Fraktionsgeschäftsführer Norbert Rüther will 320.000 Mark erhalten haben.
Michelfelder war auch außerhalb Kölns aktiv: Vor der Mannheimer Staatsanwaltschaft soll er die Zahlung von Schmiergeldern in Höhe von 400.000 Mark beim Bau des Restmüllheizkraftwerks in Böblingen eingeräumt haben. Der Gummersbacher Anlagenbauer habe den spürbaren Auftragsrückgang beim Bau von Kraftwerks-, Rauchgas- und Entschwefelungsanlagen seit den 90er-Jahren durch Großaufträge bei MVAs ausgleichen müssen. „Ein Nichterfolg hätte bedeutet, dass Steinmüller die Belegschaft um 50 Prozent hätte reduzieren müssen“, zitiert der Kölner Stadt-Anzeiger aus dem Mannheimer Vernehmungsprotokoll.
Die Aussage Michelfelders könnte auch über die Rolle des frühere Geschäftsführers der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (AVG), Ulrich Eisermann, Aufschluss geben. Der Sozialdemokrat soll 8 Millionen Mark von Michelfelder erhalten haben. Laut Rüther vermittelte Eisermann daneben weitere Spenden an die SPD. Dabei soll es sich um „Danke-schön“-Spenden des Mannheimer Baukonzerns Bilfinger Berger, der Engel Umwelttechnik aus Köln, des Ex-Holzmann-Managers Manfred Rohler und des Abfallmoguls Trienekens gehandelt haben. Eisenmüller schweigt bisher zu den Vorwürfen. Wie Michelfelder sitzt er seit Ende Februar in Untersuchungshaft – und wird dort wohl auch noch einige Zeit bleiben.
PASCAL BEUCKER
kommentar SEITE 12
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