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der kommentarDas Öl als Waffe? Das ist keine wirkliche Drohung

Dem Westen mit einer Drosselung des Öls den wirtschaftlichen Lebenssaft abzudrehen – dazu haben die Regierungen des Irak und des Iran in den vergangenen zwei Tagen die arabischen Staaten aufgefordert. Damit könne „sehr effektiv“ den Palästinensern geholfen werden, so das öffentliche Kalkül. Denn ohne wirklichen Druck würden die Industrieländer, allen voran der Erzfeind USA, Israel immer weiter unterstützen.

 Dieser Gedanke ist grundsätzlich richtig: Nichts kann der Westen derzeit weniger gebrauchen als eine drastische und dauerhafte Verteuerung des Öls. Die in den USA anscheinend gerade anspringende Konjunktur wäre schlagartig wieder gebremst und damit auch die Hoffnungen der Regierungen in Europa und Japan auf ein steigendes Wirtschaftswachstum. Die Ölwaffe würde also selbst bei einem begrenzten Einsatz empfindlich treffen.

 Allein: Derzeit gibt es keinerlei Anzeichen, dass irgendjemand den Vorschlägen der beiden von US-Präsident Bush offiziell zu „bösen Achsenmächten“ erklärten Staaten folgt. Denn ein Ölboykott ist ein zweischneidiges Schwert. Starke Wechsel im Preis und im Verbrauch destabilisieren nicht nur die Öl verbrauchenden Länder, sondern auch die fördernden Golfstaaten selbst. Erstens hängen ihre Einnahmen sehr vom Öl ab – mehr noch als die der Industrieländer. Und die wenigen Arbeitsplätze in anderen Branchen wie dem Tourismus verlieren bei einem harten Konflikt nebst längerer Wirtschaftskrise mühsam erworbene Kundschaft. Nach der Ölkrise Anfang der 70er-Jahre etwa war der Weltmarktanteil der Opec-Staaten beim Erdöl drastisch geschrumpft und brauchte Jahrzehnte bis zu seiner Erholung.

 Das Einzige, was dem Vorschlag von Irak und Iran doch noch zu einer gewissen Prominenz verhelfen könnte, ist das weitere Verhalten der USA. Sollte die Regierung von George W. Bush wieder mit dem diplomatischen Holzhammer in Richtung arabische Welt zielen, müssen die dortigen Regierungen zumindest noch einmal laut über schärfere Maßnahmen gegen den Westen nachdenken.

 Langfristig betreiben die Industrie- und Entwicklungsländer zusammen übrigens eine Verknappungspolitik ganz eigener Art: Sie verbrauchen stetig mehr Öl, obwohl die Förderung in den nächsten Jahrzehnten aus technischen Gründen, wenn überhaupt, dann nur noch langsam zunehmen kann. Nach einer Prognose des jüngsten Energieberichts der USA steigt bis 2020 der Weltenergieverbrauch um 60 Prozent. Das Erdöl soll davon konstant 40 Prozent decken. Solange nicht endlich energieeffizienter gewirtschaftet wird, treibt das den Preis in gefährliche Höhen. Auch ohne die Feindschaft zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten. REINER METZGER

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