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Die Mattscheibe bleibt bunt

■ Premiere schlingert, aber Bilder aus Hamburg werden gesendet

Beim Spiel HSV gegen Bayern München war alles wie immer: Techniker, Reporter und Kommentator sorgten für Farbe auf den Bildschirmen. Neu war der offen vorgetragene Frust der Belegschaft.

Der Pay-TV-Sender, Teil des von der Insolvenz bedrohten Kirch-Imperiums, steht mit einem Schuldenberg von über vier Milliarden Euro vor dem Verkauf – oder vor der Einstellung. „Wir haben hier immer einen guten Job verrichtet, aber die Konzernführung hat völlig versagt“, mosert ein langjähriger Kirch-Mitarbeiter. Streikgerüchte im Fall ausbleibender Gehälter kolportierte die Süddeutsche Zeitung. „Bislang haben aber alle ihre Gehälter bekommen. Die einzige Parole ist: Wir arbeiten professionell weiter wie bisher“, sagt Sven Bennecke von PMM, einer Tochterfirma der kircheigenen PlazaMedia, die die TV-Übertragungen koordiniert. „Die Mattscheibe darf nicht schwarz werden, weil es sonst zu Verpflichtungen gegenüber den Abonnenten, den Landesmedienanstalten und den Rechteinhabern kommen kann“, nennt Hamburgs Premiere-Reporter Rollo Fuhrmann Gründe gegen einen Streik.

Die Übertragungen hatte Kirch für drei Milliarden Mark bis 2004 erworben, um mit Fußball Millionen Kunden in den Premiere-Stall zu treiben. Da die ausblieben, sind Entlassungen unvermeidlich. 300 Personen sind in der Hansestadt betroffen, 400 in München, rechnet Olaf Hofmann von connex.av vor, der Medieneinrichtung der Gewerkschaft ver.di. Hofmann setzt auf das Sanierungskozept des Premiere-Chefs Georg Kofler, der vor allem mit verringerten Zahlungen für Bundesliga und Hollywoodfilmen den Pay-TV-Sender – und damit den Kirch-Konzern – retten will.

Doch zur Sanierung gehört wahrscheinlich der große Personalkahlschlag, um Rupert Murdoch den Premiere-Happen mit seinen bislang 2400 Mitarbeitern günstig zu servieren. Übernimmt der Australier, sind jedenfalls die Fußballübertragungen gesichert. Marcus Vogt

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