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Gewerkschaften rüsten zum Streik

Pünktlich zum Tag der Arbeit beschließt die IG Metall den „flexiblen“ Ausstand im Südwesten und in Berlin

BERLIN taz ■ In seiner Rede zum Tag der Arbeit warnte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel gestern die Unternehmer vor den Folgen eines langen Streiks. Mit zunehmender Dauer werde die Auseinandersetzung „nicht billiger“, sagte Zwickel in Berlin.

Am Dienstagabend hatte die Gewerkschaft das Ergebnis der Urabstimmung in Baden-Württemberg und Berlin-Brandenburg bekannt gegeben: Die große Mehrheit der Befragten in den Betrieben hatten für Streik votiert. In dem ersten Metallerausstand seit 1995 versucht die Gewerkschaft nun ab Montag, mehr herauszuholen als die von den Unternehmern angebotenen 3,3 Prozent Lohnerhöhung plus 190 Euro. Die IG Metall fordert 6,5 Prozent.

Eine nennenswerte Erhöhung sei notwendig, erklärte Dieter Schulte, Chef des DGB, während der zentralen 1.-Mai-Kundgebung in Leipzig. Das bringe die Wirtschaft in Schwung. Der ebenfalls anwesende Bundeskanzler Gerhard Schröder teilte diese Ansicht nur begrenzt: Er plädierte für Augenmaß beim Streik, denn der könne die Konjunktur gefährden – und damit seine eigenen Aussichten bei den Bundestagswahlen. Insgesamt nahmen rund 500.000 Menschen an den Kundgebungen teil.

Bei den ebenfalls traditionellen Walpurgisnacht-Feiern in Berlin plünderten Maskierte gestern Abend einen Supermarkt in Kreuzberg. Nach einem Konzert der antifaschistischen Aktion versuchten etwa 500 Polizisten bis zu 8.000 Punkmusik-Fans in Schach zu halten. In Prenzlauer Berg wurde eine junge Frau von einer Flasche am Kopf getroffen und schwer verletzt. 80 Polizisten mussten behandelt werden. Die „revolutionäre 1.-Mai-Demonstration“ hatte bei Redaktionsschluss noch nicht begonnen.

HANNES KOCH

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