: Israel beschließt Vergeltung
Nach einem palästinensischen Selbstmordanschlag auf eine Spielhalle bei Tel Aviv mit 15 Toten und über 50 Verletzten zieht die israelische Armee Reservisten für einen Gegenschlag ein
JERUSALEM ap/dpa ■ Nach den jüngsten Selbstmordanschlägen bei Tel Aviv und Haifa mit 17 Toten droht eine neue Eskalation der Gewalt. Das Sicherheitskabinett beschloss gestern Vergeltungsschläge gegen palästinensische Ziele. Beobachter erwarteten eine militärische Offensive im Gaza-Streifen, der Hochburg der Hamas-Bewegung. Die Hamas hatte sich zu den beiden Anschlägen bekannt.
Die israelischen Streitkräfte bestätigten, dass Reservisten eingezogen würden, wie dies bereits vor der Offensive im Westjordanland der Fall war. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hatte bereits am Mittwoch ein hartes Vorgehen gegen die palästinensische Autonomiebehörde angekündigt.
Im Tel Aviver Vorort Rischon Lezion ließ die Wucht der Detonation am Dienstagabend den Großteil einer Spielhalle einstürzen, in der sich der Attentäter in die Luft sprengte. 15 Israelis wurden getötet, 57 verletzt, einige davon schwer. Nach Polizeiangaben lief ein Mann mit einem Koffer in die Mitte der Halle im dritten Stock und zündete die Bombe. An der Türen des Billardsaals gab es offenbar keine Wächter, wie sonst in Israel üblich, weil der Club illegal war. Ein Feuerwehrmann berichtete, zum Teil völlig zerfetzte Leichen seien über den Boden verstreut gewesen. Der Anschlag fand zeitgleich mit einem Treffen von Israels Ministerpräsident Scharon mit US-Präsident Bush in Washington statt. Scharon brach daraufhin seine US-Reise ab.
Am Mittwoch zündete ein Attentäter an einer Kreuzung nahe Haifa einen Sprengsatz. Außer dem Attentäter wurde niemand getötet. Die Hamas kündigte weitere Attentate an. Palästinenserpräsident Arafat erklärte, er habe seine Sicherheitskräfte angewiesen, solche Anschläge künftig zu verhindern.
Nach ersten Erfolgsmeldungen standen die Verhandlungen über ein Ende der Belagerung der Geburtskirche in Bethlehem gestern vor dem Scheitern. Israel weigerte sich, der palästinensischen Forderung nach einer Entsendung europäischer Beobachter in die Kirche nachzugeben.
Zunächst hatten Israelis und Palästinenser erklärt, dass eine Einigung erreicht worden sei. Demnach sollten die meisten der in der Geburtskirche eingeschlossenen Personen das Gebäude verlassen können. Nur 13 militante Palästinenser, die ins Exil gehen sollten, wären vorläufig in der Kirche geblieben. Ein israelischer Unterhändler sagte, die Palästinenser hätten dann gefordert, ein europäischer Gesandter solle so lange bei den Männern bleiben, bis sich ein Aufnahmeland gefunden habe.
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