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Wie damals

Nazi-Opfer rausgeworfen: Auschwitz-Komitee protestiert gegen Polizeieinsatz für Möllemann

Eine „Katastrophe“ sei es, dass „antisemitische Veranstaltungen“ von der Polizei geschützt werden, sagt Esther Bejarano, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees der BRD e.V. Parallel zum „Forum Innere Sicherheit“ der FDP am Dienstagabend im Hamburg-Haus hatten sich etwa 20 Mitglieder des Hamburger Auschwitz-Komitees in einem Nebenraum zu ihrer monatlichen Sitzung getroffen – und wurden von der Polizei „abgeräumt“.

Das Forum mit Gaststar Jürgen Möllemann war von knapp 100 Jugendlichen durch Sprechchöre und ironischen Applaus lautstark gestört worden. Wegen seiner antisemitischen Äußerungen gegenüber dem Zentralrat der Juden wurde der FDP-Vize mit „Hallo, Haider“ begrüßt und als „Antisemit“ bezeichnet.

Nach erfolglosen Aufforderung durch Versammlungsleiter Leif Schrader (FDP-Bürgerschaftsabgeordneter), den Saal zu verlassen, drängte ein Trupp Bereitschaftspolizei die Möllemann-Kritiker ins Foyer und weiter vor die Tür des Hamburg-Hauses, wo eine Gegenkundgebung der PDS stattfand. Dabei kam es zu heftigen Rangeleien, ein Demonstrant wurde vorläufig festgenommen.

Als die Mitglieder des Auschwitz-Komitees den Einsatz im Foyer beobachteten, so Bejarano, seien die Polizisten auch auf diese losgegangen. Bei dem Versuch der 78-jährigen Überlebenden des KZ Auschwitz, „ein anderes Mitglied aus den Klauen der Polizei rauszuzerren“, sei auch sie bedroht und bedrängt worden. „Die Staatsgewalt hat Nazi-Methoden verwendet“, so ihr Resümee. Sie werde, kündigte Bejarano an, das Internationale Auschwitzkomitee über den Vorfall informieren.

Die Veranstaltung begann mit dreiviertelstündiger Verspätung. Möllemann erklärte die Störer flugs zu „Randalierern, die es offenbar bewusst auf Gewalt abgesehen hatten“ und „dankte“ der Polizei für „ihre umsichtige und entschlossene Arbeit“. BUB / SMV

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