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Senat will Stadion-Hamburger

In der kommenden Woche beschließt der Senat, dass ein Drive-In ins Stadion kommt. Ortsamtsleiter schreibt offenen Brief

McDonald‘s bekommt sein Drive- In im Weserstadion. Das will der Senat am Dienstag beschließen, als Bestandteil eines Verkehrs- und Finanzierungskonzepts für den Mantelbau Nordgerade. Der gesamte Verkehr soll über die Westrampe fließen; eine „Basisstraße“ am Deichfuß soll es vorerst nicht geben.

Gut 15 Millionen Euro soll der Mantelbau kosten. Ein Konsortium aus Sparkasse Bremen, Bremer Landesbank und Bremer Aufbau Bank wollte das nicht finanzieren. Nun sei ein überregionaler Finanzier, ein „namhaftes Bankinstitut“ gefunden – eine Bürgschaft Bremens sei nicht gefordert, heißt es in der Senatsvorlage. Doch sei die endgültige Kreditzusage noch abhängig von endgültigen Mietzusagen seitens McDonald‘s, das für 2,5 Millionen Euro dreißig Jahre lang mietfrei Hamburger und Fritten im Stadion verkaufen darf. Den Kredit soll die Bremer Weser-Stadion GmbH (BWS) tilgen, eine Gesellschaft, die je zur Hälfte dem Land und dem SV Werder gehört. Eigentümerin des Stadions bleibt die Stadt, aber der BWS wurde das Erbbaurecht übertragen. Sollte nun das Nordtribünen-Projekt eine Pleite werden und die Bank ihr Geld zurückverlangen, so würde das Erbbaurecht an Bremen zurückfallen. Aber nur, wenn es für die Schulden haftet. „Keine rechtliche, wohl aber eine politische Garantie für die Nordgerade“, so bewertet ein Insider die Klausel.

Der Erfolg des Projekts hängt somit wesentlich an der Vermietung der Flächen im neuen Mantelbau. Von 5.000 Quadratmetern hätten der SV Werder und der Bremer Fußballverband rund ein Drittel gebucht, für weitere Flächen lägen „Interessenbekundungen“ vor – konkreter wird die Vorlage kaum, dennoch sei das Risiko „gering“.

Der Verkehr soll über die Westrampe abgewickelt werden, samt Linksabbiegespur auf dem Osterdeich und neuen Fußgängerwegen auf der Rampe. Doch auch die Fußgängerampel an der Verdener Straße soll bleiben. Eine Basisstraße zwischen Ost- und Westrampe, sei „aus verkehrlichen Gründen“ derzeit nicht notwendig.

Anwohner hatten mit rechtlichen Schritten gedroht, sollte es zu weiterer Verkehrserschließung ums Stadion kommen. Gestern hat sich Ortsamtsleiter Robert Bücking in einem offenen Brief zu Wort gemeldet und noch einmal auf die „unspektakuläre, aber intensive“ Nutzung der Pauliner Marsch als Naherholungsgebiet verwiesen, ebenso auf den vertraglich festgelegten Verzicht auf weitere Erschließung. Sollte dennoch erschlossen werden – und Drive-In-Gegner hatten schon festgestellt, auch eine Linksabbiegerspur auf dem Deich gelte für sie als Erschließung – sei damit die Chance zu konstruktiver Zusammenarbeit zerstört, „weil der fatale Eindruck entsteht, dass die Belange des Stadtteils keine Bedeutung haben.“ Susanne Gieffers

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