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Netzwerk für gesunde Frauen

Frauen sind anders krank als Männer, doch Ärzte merken das oft nicht. Das Netzwerk Frauengesundheit will Mediziner fortbilden, Frauen informieren und Politik beraten

Ein älterer, untersetzter Herr tritt aus einem Restaurant in die kühle Nacht. Plötzlich fasst er sich ans Herz, dann sackt er zusammen. Die prompte Analyse des Notarztes: Herzinfakt. Die Behandlung beginnt.

Wäre der Mann eine Frau gewesen, hätte der Arzt vielleicht nicht so schnell reagiert. Die Wahrscheinlichkeit einer Frau, nach einem Herzinfakt auf dem Weg ins Krankenhaus oder direkt danach zu sterben, ist um ein Vielfaches höher als bei einem Mann. „Die Symptome bei Frauen sind andere, und sie werden oft nicht erkannt“, betonte Daphne Hahn vom Institut für Gesundheitswissenschaften an der Technischen Universität. Denn noch immer werden in medizinischen Fachbüchern fast ausschließlich männliche Beispiele beschrieben, frauenspezifische Krankheitsbilder viel zu selten thematisiert. „Auch was die gesundheitlichen Folgen von Gewalt gegen Frauen angeht, gibt es bei den Ärzten ein großes Defizit“, so Hahn. Diese sind häufig psychosomatisch und gehen weit über direkte körperliche Verletzungen hinaus.

Ärzte, aber auch Pflegepersonal oder Vertreter von Krankenkassen auf die Notwendigkeit einer frauengerechten Gesundheitsversorgung aufmerksam zu machen, ist eine Aufgabe des „Netzwerk Frauengesundheit“, das sich gestern öffentlich vorgestellt hat. 30 sehr unterschiedliche Organsationen haben sich dazu zusammengetan, vom Immigrantinnenverein Akarsu über Brustkrebsinitiative und Ärztinnenbund bis zu den bezirklichen Plan- und Leitstellen Gesundheit. „Es ist an der Zeit, dass das Gesundheitssystem diese Themen aufgreift“, sagte Martina Schröder vom Feministischen Frauen Gesundheitszentrum (FFGZ), das es bereits seit mehr als 25 Jahren gibt.

„Positiv begleitet“ wird das Netzwerk vom rot-roten Senat, sagte Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) beim gestrigen gemeinsamen Auftritt vor der Presse. So steht es auch im Koalitionsvertrag. „Der eigentliche Schritt ist doch, das Thema ins Bewusstsein zu heben“, betonte auch Frauen-Staatssekretärin Hildegard Maria Nickel. „Wir hätten uns mehr erhofft“, entgegnete die Ärztin Gabriele Kaczmarczyk vom Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychologie und Gesellschaft. Allein die kleine Geschäftsstelle des Netzwerks wird von der Frauenverwaltung finanziert. Dort ist auch die Idee vor knapp drei Jahren entstanden. Erfahrungen aus anderen Bundesländern aber zeigen, dass solche Netzwerke nur funktionieren, wenn sie auch finanziell abgesichert sind.

Als vorbildhaftes Modell gilt zum Beispiel das Projekt Signal am Uniklinikum Benjamin Franklin in Steglitz. Dort werden in betriebsinternen Fortbildungen Ärzte und Pflegepersonal für gesundheitliche Folgen von Gewalt sensibilisiert und auch im Umgang damit geschult. Knake-Werner würde das bundesweit einmalige Modellprojekt gern auf alle Kliniken ausweiten. „Das kostet aber Geld“, sagte Netzwerk-Frau Kaczmarczyk.

Das Netzwerk will aber nicht nur auf den Medizinbetrieb einwirken. Es soll auch eine Anlaufstelle für Frauen werden. Bald sollen sie hier zum Beispiel erfahren können, welche Ärzte eine qualitätsgesicherte Mammografie durchführen – und dafür auch ein Zertifikat haben.

SABINE AM ORDE

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