piwik no script img

Suche nach tierischem Glück

Im Institut für Tierschutz und Tierhaltung in Celle wird das Wohlbefinden von Rindern und Hühnern untersucht. Nebenziel: Artgerechte Haltung soll sich wirtschaftlich lohnen

Während „Nummer 16“ im Staub der bloßen Erde wühlt, zupft “Nummer 52“ nebenan durch das Bodengitter an Grashalmen. Insgesamt 400 Hühner tummeln sich in verschiedenen Gehegen des neuen Instituts für Tierschutz und Tierhaltung in Celle. „Wir erforschen noch, in welcher Anlage sie sich am wohlsten fühlen“, sagt Direktor Lars Schrader. Rund 80 Forscher beschäftigen sich dort mit der Verhaltensforschung an Geflügel, Rindern, Schweinen und Schafen.

„Wir wollen dazu beitragen, dass Tierhaltung in Deutschland verbessert wird“, sagt Schrader. „Man muss objektive Messwerte finden, um zu erkennen, ob ein Tier sich wohlfühlt oder nicht.“ Schweine zum Beispiel würden bestimmte Laute von sich geben, wenn ihnen die Umgebungstemperatur nicht passt. „Wenn ich das weiß, kann ich die Ställe entsprechend anpassen“, sagt der Institutsleiter. Wenn das Tier ständig bestimmten Stressfaktoren ausgesetzt sei, könne dies zu chronischen Krankheiten und Verhaltensstörungen führen. Hier müssten Grundlagenforschung und angewandte Forschung künftig enger ineinander greifen.

Der 38-Jährige hat vor seinem Direktorenjob in Celle am Institut für Nutztierwissenschaften der Technischen Hochschule in Zürich gearbeitet und über Stresserscheinungen bei Schweinen promoviert. In Celle hat er nun große Ziele: „Ich möchte erreichen, dass wir als Kompetenzzentrum für Fragen der Tierhaltung und des Tierschutzes anerkannt werden.“ Und zwar sowohl von Tierschützern als auch von Produzenten und Politikern. „Was bringt es mir, wenn ich eine artgerechte Tierhaltung habe, die ökonomisch nicht konkurrenzfähig ist?“

Celle bot sich als Standort an, weil es tiermedizinische Einrichtungen und Ställe gab, die dem mittlerweile geschlossenen Institut für Kleintierforschung gehörten. Auch dessen Mitarbeiter wurden übernommen.

Die Pläne für Schraders erstes eigenes Projekt liegen derweil schon auf seinem Schreibtisch: Neuartige Nuckel an Saugmaschinen sollen die von ihren Müttern getrennten Kälber davon abhalten, sich gegenseitig zu verletzen. „Der angeborene Saugreflex führt dazu, dass die Tiere sich gegenseitig besaugen und sich schwere Hämatome zufügen. Die neuen Nuckel könnten dies verhindern.“ Und dazu führen, dass es den Kälbern gut geht. Schließlich steht das Wohlbefinden der Tiere bei Schrader und seinen Mitarbeitern an oberster Stelle.

Kathrin Schult-Bunert, dpa

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen