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Barghuti vor Gericht

Prozess gegen den palästinensischen Milizchef in Israel eröffnet. UNO: Humanitäre Lage in Palästina explosiv

TEL AVIV taz/dpa ■ Vor dem Tel-Aviver Bezirksgericht begann gestern der Prozess gegen Marwan Barghuti, den Chef der extremistischen Tansim- und Al-Aksa-Brigaden. Beide Gruppen stehen der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat nahe und werden für eine Serie von Selbstmordattentaten verantwortlich gemacht.

Barghuti werden Mord und Anstiftung zum Mord sowie Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Bei einem Schuldspruch drohen ihm israelischen Berichten zufolge bis zu 142 Jahre Gefängnis.

Der Angeklagte erklärte, dass nicht er, sondern „der Staat Israel auf die Anklagebank gehört“. Als Teilnehmer an Friedensverhandlungen mit Israel stünde ihm Immunität zu. Er sei mit Gewalt und gegen seinen eigenen Willen vorgeführt worden, meinte Barghuti im Verlauf seiner Anhörung. Als die Staatsanwältin die Anklageschrift verlas, hielt sich Barghuti die Ohren zu. „Ich will das nicht hören“, meinte er. „Das ist die Anklageschrift einer Besatzungsregierung.“

Nach eigener Darstellung haben gestern Israels Sicherheitskräfte einen Terroranschlag bislang unbekannten Ausmaßes verhindert. Grenzpolizisten fingen an einer Straßensperre nahe dem Westjordanland ein Auto mit 600 Kilogramm Sprengstoff ab. Der Fahrer des Fahrzeugs konnte fliehen.

Derweil gingen die Auseinandersetzungen zwischen Israels Armee und militanten Palästinensern im Gaza-Streifen weiter. Bei einem Feuergefecht wurden laut Armee ein Palästinenser und zwei Soldaten getötet.

Die UNO warnt, in Palästina könne die humanitäre Krise bald außer Kontrolle geraten, falls Israel nicht die Blockade gegen die Städte im Gaza-Streifen und Westjordanland lockere oder aufhebe. In einem Bericht der UN-Sonderbeauftragten Catherine Bertini heißt es, dass 1,5 der 3,3 Millionen Palästinenser ohne fremde Hilfe nicht mehr überleben könnten. SUSANNE KNAUL

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