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Beste Wünsche von den lauen Freunden

Chirac und die konservative Regierung Frankreichs haben auf Stoiber gesetzt. Presse würdigt Grüne samt Ströbele

PARIS taz ■ „Herzliche Grüße zu dem schönen Sieg“, schrieb Jacques Chirac gestern Vormittag nach Berlin und schlug gleich noch eine Intensivierung der deutsch-französischen Beziehung vor. Zu einem Telefonanruf bei seinem „lieben Gerhard“ hatte der französische Staatspräsident bis dahin noch keine Zeit gefunden.

Uneingeschränkt zufrieden mit dem deutschen Wahlergebnis zeigten sich in Paris die Grünen und Sozialdemokraten, die selbst im Frühsommer mehrere massive Wahlniederlagen einstecken mussten. Sie sprechen von einem „guten Zeichen für Europa“ und wollen voller Optimismus bereits ein „Ende der konservativen Welle“ erkennen.

Chirac und seine konservative Mehrheit haben in den vergangenen Wochen deutlich gemacht, dass ihr Herz auf Seiten Stoibers schlug. Der Staatspräsident lud im Sommer die komplette Presse in den Elysée-Palast ein, als er den bayerischen Ministerpräsidenten mit einem Orden auszeichnete. Premierminister Jean-Pierre Raffarin erklärte Ende August vor der Vollversammlung der französischen Botschafter, dass er „ein bisschen enttäuscht“ über die „große deutsch-französische Freundschaft“ sei.

Und als die mehrheitlich im staatlichen Besitz befindliche „France Télécom“ Mitte September – wenige Tage vor der Bundestagswahl – ihre gigantische Schuldenlast veröffentlichte und wie nebenbei bekannt gab, dass sie das deutsche Unternehmen Mobilcom mit 5.500 Beschäftigten fallen lassen werde, versuchte in Paris niemand eine versöhnliche Geste gegenüber dem wahlkämpfenden Sozialdemokraten in Berlin – trotz Schröders dringender Bemühungen beim französischen Staatschef Jacques Chirac.

Nachdem die Beziehung unter Chirac und Schröder eher lau geworden war, erwarteten die französischen Rechten von Stoiber eine größere Bereitschaft, die französische Bauernpolitik in der EU zu stützten. Auch die Reform des deutsch-französischen Elysée-Vertrages, der im kommenden Januar 40 wird, wollte Chirac mit einem konservativen Deutschen machen. Umgekehrt kündigte Stoiber in den letzten Wahlkampftagen demonstrativ an, seine erste Reise als Kanzler werde ihn nach Paris führen.

Bis vor einer Woche behandelten die französischen Medien den deutschen Wahlkampf noch als kleine Routinegeschichte. Gestern machten fast alle mit der Zitterpartie in Berlin auf. Als Hauptwahlsieger sehen sie die deutschen Grünen. „Die Grünen verhelfen Schröder zum Sieg“ titelte der konservative Figaro. Dass mit Hans-Christian Ströbele ausgerechnet einer vom linken Rand der Grünen, der bei der Bundestagsrede von US-Präsident Bush demonstrativ aufstand und ging, das erste grüne Direktmandat erhielt, erwähnten alle französischen Blätter.

Das Wirtschaftsblatt Tribune wies darauf hin, wie schwach Schröders Sieg sei, und titelte: „Die Zukunft Europas abhängig von deutschen Unsicherheiten“. Als Hauptverlierer der Wahl gilt die PDS, die in Frankreich „neokommunistisch“ genannt wird.

DOROTHEA HAHN

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