: Manhattan am Berliner Tor
Hochschule für Angewandte Wissenschaft bezieht seinen Neubau am Berliner Tor. Schöner Ausblick, dunkle Flure, wenig Fahrstühle aber viele Treppen für 1600 Studierende und Mitarbeiter. Tag der Offenen Tür am 31. Oktober
von KAIJA KUTTER
Der Fahrstuhl ist voll, die Daunenjacke dick, die Halteknöpfe in rollstuhlfreundlicher Hüfthöhe montiert. Huups, prompt sind alle 14 Knöpfe gedrückt, was die Fahrt vom 14. Stock ins Erdgeschoss erheblich verzögert.
Doch an die Lifte sollen sich die Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW) sowieso nicht gewöhnen. „Das Konzept der Architekten war, dass sie zu Fuß gehen“, erklärt HAW-Präsident Hans-Gerhardt Husung, der in einer Vorbesichtigung das Gebäude vorführte. Drei der sechs Fahrstühle im Erdgeschoss, so wollte es das avantgardistische Architekturbüro „Himmelb(l)au“ aus Wien, enden im 5. Stock.
Dafür sind die Treppen schick. Zwei schwarze Aufgänge stehen frei in der gläsernen Eingangshalle, führen bis zum 3. Stock, dort beginnt eine neue Stufenfolge, die ohne Knick über drei Stockwerke emporführt. Wer es dann durch eine weitere Treppe bis zur Bibliothek im 7. Stock schafft, wird mit dem Ausblick auf ganz Süd-Hamburg belohnt.
„Dieser Bau ist ein Zeichen, dass die Stadt an die Zukunft unserer Hochschule glaubt“, freut sich Hans-Gerhard Husung. Der Zuzug der Fachbereiche Wirtschaft (930 Studierende, 32 Professoren, 15 Mitarbeiter) und Bibliothek und Information (560 Studierende, 15 Professoren, 35 Mitarbeiter) am Berliner Tor, in dem seit den 70ern die Fachbereiche Maschinenbau, Flugzeugtechik und Fahrtzeugbau logieren, biete „neuartige interdisziplinäre Potenziale“.
Der Neubau, in dem ganz oben auch die 80-köpfige Hochschulverwaltung untergebracht ist und die 33 Seminarräume, 4 Hörsäle, ein zentrales Labor, eine Modellwerkstatt und ein audiovisuelles Studio beherbergt, hat zwei Jahre gedauert und 35 Millionen Euro gekostet.
Seit Beginn der 90er Jahre hatte Amts-Vorgänger Rolf Dahlheimer für den Neubau gekämpft und ihn schließlich mit einem ungewöhnlichen Finanzierungskonzept, dass inzwischen anderorts kopiert wird, der Stadt abgerungen. Die Hälfte zahlt bei Hochschulbauten ohnehin der Bund. Die andere Hälfte wurde vom Investor vorfinanziert und von Hamburg schrittweise zurückbezahlt. Im Gegenzug entstand auf dem ehemaligen HAW-Parkplatz eine „Mantelbebauung“, die ein Studierendenwohnheim mit 220 Appartments, einem Hotel und einem Gerichtsgebäude umfasst. Die vier Kästen, abwechselnd mit blauem Glas und dunkelrotem Klinker verkleidet, erinnern an Wolkenkratzer.
Manche Mitarbeiter beklagen das mangels Licht nur spärliche vorhandene Grün zwischen den Bauten, die an der dichtesten Stelle (Hotel und Studentenwohnheim) 50 Zentimeter Abstand halten.
Hotel und Wohnheim in direkter Nachbarschaft seien sehr praktisch, betont Husung. Allerdings sehe er die Freigabe der Nachbargrundstücke „auch mit einem weinenden Auge“. Verbaut dies doch die Chance, noch andere Fachbereiche ans Berliner Tor zu holen. Zur Zeit sind Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik, Gestaltung, Naturwissenschaftliche Technik, Ökotrophologie und Sozialpädagogik übers ganze Stadtgebiet verteilt. Insbesondere die künftigen Sozialarbeiter hätte Husung gern in den neuen Campus integriert. Ein Ausbau des begehrten Fachbereichs Wirtschaft um 300 bis 400 Studienplätze hielte er hingegen in den neuen Räumen für möglich.
Interessierte Hamburger sind am 31. Oktober ab 11 Uhr zum Tag der Offenen Tür geladen (Berliner Tor 5). Dort präsentieren sich dann auch alle Fachbereiche unter anderem mit Fußball spielenden Robotern. Am Abend werden Glas und Betonstreben stilgemäß zur „HAlloWeen-Party“ des Asta illuminiert.
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