Fortschrittlich Bauen senkt Betriebskosten

Buchtipp: Energie effektiv nutzen. Die besten Einfamilienhäuser in Wort und Bild. Mit Baudaten und Kostenaufstellung

Großformatig, schwer und nicht ganz billig – das ist der erste Eindruck, den man bei dem Werk über Einfamilienhäuser aus dem Hause DVA gewinnt. Doch das Buch hat es in sich: Der Hamburger Planer und Autor Holger Reiners stellt darin 36 Beispiele aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vor, wie sich Wärmedämmung sowie die Sonne zur Stromerzeugung und Warmwassererwärmung zeitgemäß in die Einfamilienhausarchitektur einbinden lassen. Solche Objekte werden als Niedrigenergie-, Passiv- oder EnergiePlus-Häuser bezeichnet.

„Bauherren plagen in aller Regel die direkten Kosten ihres neuen Hauses – oft bis an die Grenze der persönlichen finanziellen Belastbarkeit und Kräfte“, bekommt der Leser in der Vorrede mit auf den Weg. Doch nur wenige hätten den Weitblick, über die augenblicklichen Geldmittel hinaus auch an die Folgekosten zu denken. Dabei machten die Energiekosten beim herkömmlichen Hausbau „mehr als zwei Drittel der laufenden Betriebskosten aus“. Grund genug also, die ökologische Komponente mit in die Planungen einzubeziehen, um die späteren dauerhaften Belastungen zu minimieren.

Wie das geht, zeigen die zahlreichen Texte, Bilder und tabellarischen Auflistungen. Mit großformatigen Fotos der Innen- und Außenansichten über mehrere Seiten aufgemacht, wird bei jedem einzelnen Objekt erklärt, worauf es den jeweiligen Architekten und Bauherren schon im Entwurf ankam. Daten etwa über Wohnfläche, Nutzfläche, Bewohnerzahl, Heizwärmebedarf und -kosten machen die meisten direkt miteinander vergleichbar. Manche Häuser muten zwar durch die verwendeten Hightechmaterialien zunächst etwas unwohnlich an, um nicht zu sagen: ungemütlich, doch beim näheren Betrachten ergeben sich ausgezeichnete und neue Einblicke dahingehend, wie sich dennoch darin leben lässt – und mutmaßlich in den meisten durchaus komfortabel.

Auch die Baukosten werden zum Teil genannt. Daraus kann man ablesen, dass die Einbeziehung der Ökokomponenten den Bau gegenüber herkömmlichen Häusern nicht zwangsläufig verteuert – man muss sie nur sachgerecht einplanen und in das Gesamtkonzept einbinden. So liegen die Baukosten zum Teil bei weniger als 1.000 Euro pro Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche, sie können aber natürlich auch das Drei- bis Vierfache dieser Summe betragen.

Das Buch dient indes nicht allein der Vorstellung von Energiekonzepten, sondern dokumentiert die Ergebnisse des letztjährigen „Architekturpreises Einfamilienhäuser“, den die Reiners-Stiftung zur Förderung von Architektur und Baukunst ausgelobt hatte. Dieser Preis wird alljährlich mit wechselnden Themenschwerpunkten vergeben. Diesmal kam zudem erstmalig ein Zusatzpreis der Deutschen BP für integrierte Photovoltaik hinzu.

Fazit: rundum gut zum Schmökern für Bauherren und solche, die es werden wollen. Hilfreich für Architekten und Planer, die aus den Grundrissen, Kostenaufstellungen, Baudaten und Energiebilanzen Tipps für die Praxis ziehen können. Und für alle anderen: schön anzusehen, was es fernab der oft langweilen Häuser von der Stange sonst noch gibt. Da relativiert sich dann der Kaufpreis ein wenig. ANDREAS LOHSE

Holger Reiners: „Energie effektiv nutzen. Die besten Einfamilienhäuser“. DVA, Stuttgart2002, 204 Seiten mit rund 320 Farbabbildungen und 100 Grundrissen, 69,90 €