Durch die Durststrecke

Auf der internationalen Anlegermesse geht es dieses Jahr bescheiden zu. Immerhin brachte die Sonderausstellung „Grünes Geld“ ein wenig Farbe. Mehr Pleiten befürchtet, Anleger chancenlos

von REINER METZGER

Rodeoreiten auf dem elektrischen Börsenbullen gab es auch diesmal wieder auf der Internationalen Anlegermesse in Düsseldorf. Ansonsten war die Stimmung aber von Durchhalteparolen geprägt. Die IAM ist zwar nach eigenen Angaben mit ihren 20.000 Besuchern die größte solche Messe in Europa, füllte aber dieses Jahr nicht einmal eine Halle. Die Börsenbären machen sich bereit für den Winterschlaf.

Geradezu ein Glück war für die konventionellen Anlageberater da der „Themenpark Grünes Geld“ (www.iam-online.de). Gesponsert vom Ökozentrum NRW in Hamm belegte da ein teilweise gediegen nachhaltiges, teilweise buntes Völkchen einen Teil der Halle. Vom Windkraft- oder Aktienfonds über Solarparkbetreiber, von den Agenda-Projekten des Ökozentrums bis zum wiedergeborenen Ökomarkt Super Natural. Sogar ein Künstler fand sich: Christoph Nees aus Offenbach warb um Geld für sein erdumspannendes Projekt der Klangcontainer.

Bei den ethisch-ökologischen Geldanlagen gibt es inzwischen auch immer mehr Schatten zwischen den Lichtgestalten, wie man auch www.ecoreporter.de, www.oeko-invest.de oder dem Diskussionsforum in www.internetaktie.de entnehmen kann. Trotzdem zogen die Anleger im Alternativ-Bereich ihr Kapital in den vergangenen Monaten nicht so stark aus den Fonds wie im konventionellen Bereich, meint Thomas Volpe von der Basler Privatbank Sarasin – dem mit 1,5 Milliarden Euro Anlagekapital größten Verwalter von Ökofonds im deutschsprachigen Raum.

Laut einer Untersuchung von Ecoreporer entwickelten sich die Umweltfonds im Jahr 2001 zwar besser als die konventionelle Konkurrenz, machten mit minus 16,5 Prozent Wertentwicklung jedoch auch einen deutlichen Verlust. Langjährige Beobachter des Marktes fürchteten auf der Messe, dass den Anlegern in Öko-Geldanlagen in den kommenden Monaten allerhand Ärger ins Haus steht. Weil kaum noch jemand neues Kapital in die etablierten Firmen nachschießen will (etwa durch die Ausgabe neuer Aktien), wird bald schonungslos aufgedeckt, welcher Vorstand solide kalkuliert hat und welcher nicht.

Pleiten kratzen das Image des gesamten Grünen Sektors an. Schon mit den derzeitigen drastischen Kursverlusten bei ehemals gerühmten Namen seien die alternativen Anleger „doppelt enttäuscht“, so Jörg Weber von Ecoreporter: Weil sie Rendite haben und etwas Gutes für die Umwelt tun wollten.

Teilweise werden die Bandagen bei den Ökofinanziers auch aus anderen Gründen härter, beispielsweise in der Windbranche: Dank staatlicher Garantiepreise und Steuersparmodellen war hier bisher immer genügend Kapital im Markt. Dummerweise fehlt es in Deutschland zunehmend an geeigneten Standorten für die Windkraftwerke. Prompt tauchten schon die ersten zweifelhaften Gutachten über örtliche Windgeschwindigkeiten auf – was die spätere Rendite solcher Projekte gefährden dürfte. Seriöse Windfondsanbieter werben daher schon mit drei oder vier „unabhängigen Gutachten“.

Von ihrer Größe, Struktur und Erfahrung her dürfte die deutsche Windkraftbranche jedoch ein paar schwarze Schafe überstehen. Immerhin haben diverse EU-Länder nach deutschem Vorbild nun auch Einspeisegesetze erlassen – Frankreich, Spanien und Italien etwa. In deren windreichen Küsten und dünn besiedelten Ebenen sehen die deutschen Windparkbetreiber mit ihrem Know-how-Vorsprung nun die nächste Expansionschance, bis endlich die hochgepriesenen Offshoreparks in der Nordsee den nächsten Schub liefern.

Die wenigsten Anleger jedoch interessierten sich für solche Überlegungen hinter den Kulissen der Hochglanzprospekte. Besser gefüllt war hingegen der Saal, als Harald Petersen, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), über die rechtlichen Möglichkeiten von geprellten Anlegern aufklärte. Sein Fazit: In Deutschland ist es praktisch aussichtslos, einen juristisch gut beratenen Pleitier, Betrüger oder stümperhaften Vorstand auf Schadenersatz zu verklagen – genauso wenig wie die Banken, die solche Firmen an die Börse gebracht haben. Hieran hätte auch die rot-grüne Regierung trotz ihres Finanzmarkt-Förderungsgesetzes wenig geändert.

Informationen: www.sdk.org mitwww.anlageschutzarchiv.de, www.anlegerschutz-check.de