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Al-Qaida meldet sich wieder zu Wort

Angeblicher Brief der Terrortruppe aufgetaucht. Festnahmen in Kuwait und London. Suche nach Bin Laden im Jemen

WASHINGTON/KUWAIT/LONDON dpa/afp/taz ■ Die Terrororganisation al-Qaida hat angeblich erneut mit Anschlägen in den USA gedroht. Dies gehe aus einem Schreiben der Al-Qaida-Führung hervor, das dem Journalisten Yosri Fouda, dem Chefkorrespondenten des arabischen Nachrichtensenders al-Dschasira, zugegangen sei, berichtete der US-Sender CNN am Samstagabend. In einem Interview sagte Fouda, er halte es für echt.

In dem sechsseitigen Brief werden die USA aufgefordert, ihre Unterstützung für „Israel gegen die Palästinenser und für Russland gegen die Tschetschenen“ einzustellen. „Lasst uns [die Muslime] allein, oder erwartet uns in Washington und New York. Zwingt uns nicht, euch in Särge zu befördern“, heißt es.

Nach Ansicht Foudas handelt es sich um den Versuch der Terrorgruppe um Ussama Bin Laden, ihre Ziele und Forderungen zu erklären. Außerdem werde davor gewarnt, was passieren wird, wenn diese Forderungen nicht erfüllt werden. Neu sei, dass der israelisch-palästinensische Konflikt in den Mittelpunkt der Al-Qaida-Interessen gerückt wurde. Bislang sei der Abzug der US-amerikanischen Soldaten aus Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten die Hauptforderung gewesen, sagte Fouda.

In Kuwait wurde am Wochenende nach Angaben der dortigen Sicherheitskräfte der Verantwortliche von al-Qaida für die Golfregion festgenommen. Dadurch sei ein Anschlag auf ein von US-Bürgern bewohntes Hotel in Jemen verhindert worden. Bei dem Festgenommenen handele es sich um einen 21-jährigen Kuwaiter, der in Tschetschenien und Afghanistan gekämpft habe. Nach Angaben der kuwaitischen Zeitung El Watan waren an der Festnahme unter anderem auch der US- und der französische Geheimdienst beteiligt. Im Jemen sind nach einem Bericht des Sunday Telegraph britische Spezialkräfte derzeit dabei, nach Ussama Bin Laden zu suchen. Diese Bemühungen hätten sich in den letzten Wochen von Afghanistan in die arabische Welt verlagert. Britische Staatsbürger im Jemen wurden am Samstag aufgefordert, das Land zu verlassen, wie der Radiosender BBC berichtete.

Die britische Regierung wies gestern Berichte über einen angeblich geplanten Giftgasanschlag auf das Londoner U-Bahnnetz zurück. „In diesem Fall scheinen keinerlei Beweise vorzuliegen“, sagte Vizepremier John Prescott gestern der BBC. Scotland Yard hatte zuvor die Festnahme von drei Männern nordafrikanischer Herkunft bestätigt, gegen die inzwischen Anklage wegen der Vorbereitung eines Anschlags erhoben worden sei. Das britische Innenministerium betonte, dass bei den Verdächtigen keine giftigen Substanzen gefunden worden seien. Angaben aus Polizeikreisen zufolge wurden bei den festgenommenen Männern, die zwischen 21 und 33 Jahre alt sind, gefälschte Pässe gefunden.

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