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Akademie ruft um Hilfe

Dem Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz droht der Baustopp, weil rund 10 Millionen Euro fehlen, darunter Nachforderungen der Baufirma. Innenausbau storniert. Parlament soll zahlen

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Der Neubau der Akademie der Künste am Brandenburger Tor steht vor akuten Finanzierungs- und Terminschwierigkeiten. Wegen Nachforderungen von Bauunternehmen und entstandenen Mehrkosten bei den Rohbauarbeiten in Höhe von insgesamt 10 Millionen Euro hat das Land als Bauherr die Notbremse gezogen und einen partiellen Baustopp verhängt.

Zugleich ist offen, ob die möglichen Ansprüche des Generalunternehmers vom Parlament mit einem Zuschlag auf die Bausumme ausgeglichen werden und der Innenausbau wie vorgesehen beendet werden kann. Der Hauptausschuss will darüber im Januar beraten.

Für den 38 Millionen Euro teuren Neubau der Akademie am Pariser Platz – nach einem Entwurf von Günter Behnisch (Stuttgart) – konnte erst im Mai 2000, nach einem langen Streit über die Glasfassade, der Grundstein gelegt werden. Danach war der Bau immer wieder von Mehrkostengerangel gebeutelt worden. Ob der Termin für die Fertigstellung Ende 2003 eingehalten werden kann, ist offen.

Behnischs Partner, der Architekt Werner Durth, und Mitglieder der Akademie der Künste haben gestern angesichts der Finanzprobleme Alarm geschlagen und den Hauptausschuss, die Kultur- und Bauverwaltung sowie die Presse in den schnittigen Bau eingeladen. Nach Ansicht von Durth resultierten die Mehrkosten des Generalunternehmers nicht aus Forderungen der Akademie, sondern aus bautechnischen Schwierigkeiten und zu hohen Preisen der Firma.

Insbesondere die vom Land an das Hotel Adlon abgetretene Rückfront des Hauses 1997 und die wegen der Raumreduzierung notwendig gewordenen vier Kellergeschosse hätten die Kostenberechnungen verschoben, so Durth. Statt des Archivs, des Lesesaals samt Bibliothek und der Übernahme des Schönberg-Archivs im Rückteil werden diese nun in der Tiefe und im Kopfteil untergebracht. Präsidialsekretär Hans Gerhard Hannesen bezeichnete gestern den Verkauf des hinteren Grundstücks als „unsinnig“, da die Einnahmen die Kosten nicht deckten.

Konkret storniert nun die Akademie bis zur Lösung der Finanzkrise Teile der Ausbaupauschale. Besonders betroffen sind davon der Ausbau der so genannten Black-Box, eines Veranstaltungsraums für 200 Besucher, der auch für Regiearbeiten, Film und Video genutzt werden könnte. Die Bauverwaltung, so Baudirektor Hans Stimmann, prüfe nun die Ansprüche und Kostenlöcher. Mitglieder des Hauptausschusses zeigten auf der Baustelle gestern wenig Begeisterung, für den Behnisch-Bau an historischer Stätte ein paar Millionen mehr lockerzumachen.

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