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Welcher isses denn nu?

Tragikomische Episode im Hin- und Hergeschiebe der Wagenburg „Laubenbande“: Beiratsbauausschuss lehnt Platz ab – und meint den falschen

Die Beschreibung klang nicht wirklich toll: Zwischen Müllverbrennungsanlage (MVA) und dem Autobahnzubringer Freihafen sollte die Waller Wagenburg „Laubenbande“ ihren neuen Standort erhalten. Es eilt, denn am 15. Dezember läuft die Duldung auf dem ehemaligen Parzellengebiet ab. Aber neben der MVA sei, so der Findorffer Bauausschuss auf der letzten Sitzung, niemandem ein Leben zuzumuten – und lehnte den Platz ab. Im übrigen sprach er sich grundsätzlich gegen eine Wagenburg in Findorff aus. Zu frisch sind die Erfahrungen mit der damaligen vom Weidedamm.

Dabei hätte man den Ausschuss zumindest im ersten Punkt beruhigen können: Denn der Platz, über den da abgestimmt wurde, war gar nicht gemeint. Gemeint war das Gelände zwischen den Straßen Bei den Oken und Hochschulring. Das liegt zwar in der Nähe, aber weist nicht die schlechten Eigenschaften des Platzes am Autobahnzubringer auf. Das sieht die Laubenbande ganz genauso: „Dort ist es recht schön und rundrum still. Perfekt eigentlich“, so ein Bewohner. Warum der Bauausschuss über den falschen Platz verhandelte, wusste im Ortsamt bis Freitag niemand.

Wohin es jetzt gehen soll, ist völlig unklar. Norbert Schlichting von der Senatskanzlei „will den Leuten gerne helfen“, weiß aber auch nicht, wie. Ortsamtsleiter Hans-Peter Mester ist ähnlich ratlos: „Wir müssen denen schon helfen, über den Winter zu kommen. Das sind alles nette Menschen. Nur leider hat keiner Ideen für mögliche Plätze.“

Oder sie zerschlagen sich kurzfristig: Ein vor kurzem im Gespräch stehender Platz an der Weser scheiterte an fehlendem Überwegungsrecht.

„Ein bisschen wie nach dem Sankt-Florian-Prinzip“ – besser brennt das Haus meines Nachbarn als meins – sei das, sagt Reiner Bischoff vom Ortsamt dazu. „Aber Findorff hat das Problem mit dem Weidedamm jahrelang gehabt und ist eben nicht interessiert.“ Die nächste Beiratssitzung, auf der der Bauausschuss ein weiteres Mal die Möglichkeit hätte, über den eigentlichen Platz abzustimmen, ist am 10. Dezember. Reichlich knapp für eine Kehrtwende, doch an die glaubt Bischoff nicht mehr. „Für den Bauausschuss ist das wohl eine Grundsatzentscheidung.“

Stellt sich die Frage, was nach dem 15. Dezember geschehen soll. Eine weitere Duldung in Walle komme nicht in Frage, meint Schlichting. Auch der Laubenbande ist klar, dass sie bis zu diesem Tag den Platz im Parzellengebiet verlassen. „Wohin, wissen wir aber auch nicht“, sagt Heinz. „Für uns steht nur fest, dass wir uns nicht auflösen werden.“ Ole Rosenbohm

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