Spurensuche in der Neuen Welt

Terror-Prozess: Hanseatisches Oberlandesgericht reist zur Zeugenvernehmung in die USA. Aufschluss über die Befehlsstrukturen der al-Quaida erhofft

Im Prozess gegen den mutmaßlichen Terroristen Mounir El Motassadeq ist das Hanseatische Oberlandesgericht in die USA gereist. Die Richter, Verteidiger und die Bundesanwaltschaft wollen in Seattle (Bundesstaat Washington) den als Terrorist verurteilten Algerier Achmed Ressam vernehmen. Einem entsprechenden Antrag der deutschen Justiz haben die US-Behörden zugestimmt. Eine Anfrage nach Vernehmung des in Pakistan gefassten mutmaßlichen Terroristen Ramzi Binalshibh lehnten sie aber ab.

Ressam war Ende 1999 bei der Einreise von Kanada in die USA festgenommen worden. Er hatte sich mit gefälschten Papieren ausgewiesen und Sprengstoff in seinem Auto transportiert. Ressam hat bereits ausführlich zur al-Quaida ausgesagt. Von seiner Vernehmung erhofft sich das Hanseatische Oberlandesgericht jetzt Einblicke in Befehlsstrukturen zwischen der al-Quaida in Afghanistan und Gruppen wie der Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta.

Bei Redaktionsschluss gestern war aber noch offen, ob das Hamburger Gericht Ressam direkt vernehmen darf oder nur bei der Befragung durch US-Justizbeamte anwesend ist. Am Wochenende sind bereits der Vorsitzende Richter Albrecht Mentz, zwei beisitzende Richter und ein Vertreter der Bundesanwaltschaft nach Seattle geflogen. Für die Verteidigung ist El-Motassadeq-Anwalt Hartmut Jacobi gereist. Mit dabei ist auch der Berliner Anwalt Andreas Schulz, der in dem Hamburger Prozess den Nebenkläger Stephen Push von der US-Organisation „Familien des 11. September“ vertritt.

Vor dem Hamburger Oberlandesgericht werden El Motassadeq Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Beihilfe zum Mord in mindestens 3045 Fällen vorgeworfen. Der 28-jährige Marokkaner soll als Statthalter der Hamburger Terrorzelle in die Vorbereitung der Anschläge vom 11. September 2001 eingebunden gewesen sein. dpa/ee