: Unis und Kitas gegen Giftliste
Hochschulrektoren wehren sich gegen „unsinnige“ Pläne von Finanzsenator Thilo Sarrazin. Jugendsenator Klaus Böger will Kita-Gebühren nicht erhöhen
Nicht nur bei Politikern von PDS und SPD stoßen die umstrittenen Sparvorschläge von Finanzsenator Thilo Sarrazon (SPD) auf Ablehnung, sondern auch bei Unis und Kitas.
Die Überlegung des Finanzsenators, 25.000 Studienplätze in der Hauptstadt abzubauen, haben die Rektoren der Berliner Hochschulen gestern als „unsinnig“ zurückgewiesen. Würden die Kürzungen realisiert, hätte dies drei Konsequenzen, erklärte FU-Präsident Peter Gaehtgens. Erstens würde der Personalüberhang weiterhin anschwellen. Schon jetzt koste die HU der Überhang 15 Millionen, die FU sogar 25 Millionen Euro jährlich. Eine Kostenreduzierung wäre also nur langfristig zu erreichen.
Zweitens schrumpfe die Studierendenzahl nicht so schnell wie die Personalstärke. Betreute 1997 eine Lehrkraft noch 22 Studenten, stehe sie bereits heute nur noch 32 Studierenden zur Verfügung. Und drittens, so Gaehtgens, würden die verbliebenen 60.000 Studienplätze kaum noch für die Landeskinder selber reichen.
Die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten (LKRP) forderte deshalb bereits am Dienstag den Senat auf, das verwaltungsinterne Papier zurückzunehmen. Offenbar habe der rot-rote Senat aber die Sommerpause nicht dazu genutzt, eine klare Strukturpolitik zu entwerfen, sagte Gaehtgens. Statt die Zukunftschancen der Stadt in einem klarem Konzept zu fassen, gebe es lediglich „Zahlensalat“.
Auch in den Kindertagesstätten gibt es massive Kritik an den Plänen aus dem Hause Sarrazin. Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Kita-Trägern, Oppositionspolitikern, Eltern und Wissenschaftlern machte gestern seinem Ärger Luft. „Diese Vorschläge sind schlicht verantwortungslos“, kritisierte der Kita-Experte der GEW, Klaus Schröder. „Die Pisa-Studie hat gezeigt, dass Verbesserungen dringend notwendig sind, stattdessen wird es immer schlimmer.“
Auf der „Giftliste“ des Finanzsenators sind unter anderem die weitere Verringerung des Kita-Personals und die Erhöhung der Kita-Gebühren von bis zu einhundert Prozent vorgesehen. Jugendsenator Klaus Böger (SPD) hat unterdessen betont, drastische Erhöhungen der Kita-Gebühren würden „niemals“ die Zustimmung der SPD-Fraktion finden. AW/SAM
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