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zurück in die zukunft

Zukunftsbilder der ­Vergangenheit und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe. Das Bild zeigt eine Briefmarke von 1937 mit dem Entwurf des nie gebauten „Palast der Sowjets“. Foto: Ivan Vdovin/imago

Ob Sergej Kirow den Turmbau zu Babel im Hinterkopf hatte? Der KP-Funktionär verkündete beim ersten Allrussischen Kongress der Sowjets im Dezember 1922 seine Mega-Vision: Lasst uns in Moskau einen Palast errichten, der zeigt, dass wir Bauten schaffen, „von denen unsere Feinde noch nicht einmal zu träumen wagen“. Im finalen Entwurf des Architekten Boris Iofan soll der „Palast der Sowjets“ 415 Meter aufragen, darauf Lenin, der, gottgleich, den Finger reckt. Um Platz für dieses Gebirge zu schaffen, wird zuerst die Christ-Erlöser-Kirche gesprengt. Zum Baustart ist Kirow schon tot, erschossen 1934 in seinem Büro. Für Stalin ist der Mord Auslöser für seinen „Großen Terror“, dem Millionen Menschen zum Opfer fallen. Der Sowjetstaat versinkt im Blut, seine Utopie pervertiert. Über das Fundament wächst der Palast nicht hinaus. Mit dem deutschen Überfall 1941 stoppt die Arbeit. Der Bau säuft ab.

Wenn Wasser drin ist, warum die Grube nicht als Freibad nutzen? 1960 öffnet das Schwimmbad „Moskwa“, das größte beheizbare der Welt, 130 Meter im Durchmesser, ganzjährig geöffnet. Der Badespaß währt bis 1993. Seit dem Jahr 2000 erhebt sich hier nun wieder die Christ-Erlöser-Kirche. Geschichte dreht sich in Russland im Kreis. Ein Teil des Palastes aber wurde vollendet und steht als Beispiel sowjetischen Art Decos unter Denkmalschutz. Es ist die „Kreml-Tankstelle“ gegenüber der Kirche. Thomas Gerlach

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