zurück in die zukunft:
Worüber reden Menschen, wenn es übers Wetter nichts mehr zu sagen gibt? Beugt sich der Reiter des Rappen trotzdem aus seinem Sattel herüber, hebt den Zylinder und grüßt: „Guten Tag, der Herr! Schönes Wetter heute, nicht?“ Die künstliche Sonne scheint wie immer, nur ein paar Tropfen des Springbrunnens, der den Rasen wässert, wehen herüber.
Das Jahr 2000, gezeichnet hundert Jahre zuvor für eine Sammelbild-Reihe, die den Schokoladentafeln der Berliner Firma Hildebrandt & Sohn beilagen. Eine Art Panini-Album für Utopien.
An diesem Tag in der überdachten Stadt hat sich die Frage nach Smalltalkthemen allerdings erledigt. Das Prasseln der Regentropfen auf dem Glasdach dürfte so laut sein, dass die Menschen auf ihren Pferden und Rädern froh über die Erfindung der Ohrenstöpsel sein können. Wenn es gar hagelt oder schneit, sollten sie zur Sicherheit lieber in den Kellern ihrer Prachtbauten bleiben. Ein Kubikmeter Pulverschnee wiegt 100 Kilo, durchnässter Altschnee sogar 500 Kilo. Der einsame Metallpfeiler dürfte schnell nachgeben.
Ist das Wetter ein Feind, gegen den wir uns mit Technik zur Wehr setzen sollten? Diese Frage ist im Jahr 2023 immer noch da. Und das Lachen über die Idee überdachter Städte bleibt einem auch im Hals stecken, schließlich haben wir sie gebaut. Die Dubai Mall etwa: 350.000 Quadratmeter, 1.200 Läden, ein Riesenaquarium und eine Eislaufbahn. Nebenan in der Mall of Emirates steht sogar ein überdachtes Skigebiet. Nicht weit entfernt soll in Dubai eigentlich noch die Mall of the World entstehen, eine Einkaufsstadt unter einer Glaskuppel, die im Sommer die Hitze abschirmt. Ist das noch Zukunft oder schon von gestern? Luise Strothmann
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