zahl der woche: Immer mehr Genfood auf dem Acker
Verbraucher machtlos
Dem Verbraucher traut man ja inzwischen alles zu: Er soll Ölmultis in die Knie zwingen und die Agrarwende finanzieren. Gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel will er nicht kaufen, haben die Biotech-Konzerne herausgefunden und schrecken davor zurück, Genfood oder Lebensmittel mit Genanteilen offensiv auf den Markt zu bringen. Und was machen die Farmer in den USA? Sie säen immer mehr gentechnisch veränderte Pflanzen aus. Das geht aus einem Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums USDA hervor: Während sich beim Mais der Anteil von Gentech-Pfanzen auf ein Viertel eingependelt hat, nehmen 2001 die Anbauflächen für Gensoja und Genbaumwolle deutlich zu: Auf 63 Prozent der Sojaflächen werden manipulierte Pflanzen angebaut, bei der Baumwolle sind es 64 Prozent.
Weltweit sind nach Statistiken der Gentech-Lobbyorganisation ISAAA jetzt 36 Prozent der Sojaernte gentechnisch verändert. Bei Baumwolle sind es 16, bei Raps 11 und bei Mais 7 Prozent. Weil Soja in vielen Lebensmitteln enthalten ist, warnen Experten vor heimlichem Genfood in den Regalen. Verdacht schöpfen kann der Konsument beim Herkunftsland: 99 Prozent des manipulierten Essens kommt aus den USA, Argentinien, Kanada und China.
In Deutschland gibt es bisher nur Anbauversuche. Das könnte sich bald ändern. Denn die Zulassung für den genmanipulierten Bt-Mais steht offenbar kurz bevor. Das Bundessortenamt wird einen Antrag der Firma KWS wohl genehmigen. Diese hat allerdings erklärt, sie werde den Mais erst einmal nicht in den Handel bringen. In den USA jedenfalls halten sich die Farmer bei der Aussaat von Bt-Mais zurück. Denn weil Mais von wenig Schädlingen befallen wird, lohnt sich die Genvariante für sie nicht. BERNHARD PÖTTER
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