taz lab Talk zur Arbeit mit Jugendlichen : Die praktische Antwort
Warum es emanzipatorische Arbeit mit Jugendlichen und geflüchteten Menschen braucht: ein Gespräch mit Tobias Burdukat und Sandra Münch.
Eine einfache Antwort auf die Frage, warum die Zustimmung zur AfD oder für organisierte Neonazistrukturen besonders unter den jungen Menschen in Sachsen so hoch ist, die gibt es nicht. Aber es gibt eine praktische, sagt Tobias Burdukat: Die emanzipatorische Arbeit mit Jugendlichen und geflüchteten Menschen und die stete politische und demokratische Bildungsarbeit in allen Bereichen des Lebens.
Deshalb leistet Tobias Burdukat schon seit Jahren gemeinsam mit Jugendlichen und Geflüchteten aus der Umgebung von Grimma auf dem Gelände der Alten Spitzenfabrik außergewöhnliche Jugendarbeit. Antirassismus und Antisexismus bilden den Kern der durch ihn entwickelten und an ein humanistisches Weltbild angelehnten Konzeption „Dorf der Jugend“.
Die Idee einer unabhängigen emanzipatorischen Jugendarbeit lässt sich allerdings ohne die Unterstützung der Gesellschaft nicht realisieren. Es braucht eine kontinuierliche Finanzierung – und zwar über Jahre hinweg.
Auf einer geplanten Spendenwanderung, von einem Fundraising begleitet, sollen insgesamt 40.000 Euro gesammelt werden. Dieser Betrag entspricht in etwa den Kosten einer jährlichen Vollzeitstelle im Bereich der Jugendarbeit oder Geflüchtetenarbeit in Sachsen. Die Wanderung soll auf die emanzipatorische Jugendarbeit und auf die Geflüchtetenarbeit im ländlichen Raum Sachsen aufmerksam machen und eine dafür notwendige Öffentlichkeit abseits etablierter Strukturen erzeugen.
• „Unmögliches möglich machen“ und eine staatlich unabhängige Finanzierung emanzipatorischer Arbeit mit Jugendlichen und Geflüchteten aufbauen, geht nur mit Kooperationspartner*innen und diese sucht das Projekt #hikefor.
• Mehr Details zum Projekt finden Sie .
Über die Schwierigkeiten und die Möglichkeiten dieser Arbeit sprechen wir mit Tobias Burdukat (Gründer des Dorfs der Jugend in Grimma) und Sandra Münch (BonCourage e.V.), moderiert von Mareike Barmeyer und Raoul Spada.
Tobias Burdukat ist Sozialarbeiter und Dozent. Er macht aktuell seinen Master an der HTWK Leipzig und begleitet einen Lehrauftrag zu Jugendarbeit an der HS Mittweida. Bis 2017 war er Leiter des Jugendhauses der Diakonie in Grimma (Kreis Leipzig) und Mitglied des Stadtrats (2018) und Kreisrats (bis 2019).
Gemeinsam mit Jugendlichen aus der Umgebung leistete er auf dem Gelände der Alten Spitzenfabrik mit dem Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V. bis 2019 außergewöhnliche Jugendarbeit.
Dorf der Jugend
Antirassismus und Antisexismus bilden den Kern der durch ihn entwickelten und an ein humanistisches Weltbild angelehnten emanzipatorischen Konzeption „Dorf der Jugend“, welche heute mit einer neuen Sozialarbeiterin und neuen Jugendlichen durch den FJZ weiter geführt wird.
Sandra Münch hat einen Bachelor in Erziehungswissenschaft und Pädagogik und einen Master in interkultureller Kommunikation/interkultureller Kompetenz. Sie ist Mitgründerin des Vereins Bon Courage e.V., einen Bornaer Verein, der in Form von politischer Öffentlichkeits-, Aufklärungs- und Bildungsarbeit in die Gesellschaft hineinwirken möchte, um diese für ein solidarisches, von gegenseitigem Respekt geprägtem Miteinander zu sensibilisieren.
Der Schwerpunkt vieler Projekte liegt zum einen auf der Unterstützung und Beratung von Geflüchteten und zum anderen auf der Durchführung gedenkstättenpädagogischer Bildungsangebote. Seit 2015 ist sie dort als Projektkoordinatorin und Asylberaterin angestellt.
Mareike Barmeyer ist promovierte Soziologin und taz-lab-Redakteurin. Barmeyer hat in Großbritannien studiert. Mit ihrer Berliner Lesebühne Rakete 2000 tritt sie monatlich im Zimmer 16 in Pankow auf.
Raoul Danilo Spada ist CvD und Koordinator des taz-lab-Programmteams sowie Editorial SEO und Audience Developer in der taz-Redaktion. Zuvor und weiterhin studiert er Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Politologie und Urbanistik in Berlin und Lyon.
Anregungen und Fragen nehmen wir mit Freuden entgegen über taztalk@taz.de.
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taz Talk: Warum es emanzipatorische Arbeit mit Jugendlichen und geflüchteten Menschen braucht