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taz-feindlicher Hacker in Ungarn gefasst

Er hatte taz.de durch Überlastung lahmgelegt und wurde nun festgenommen

Von Jean-Philipp Baeck

Wäre es nach der Berliner Staatsanwaltschaft gegangen, so hätte es unmöglich sein müssen, „Hano“ zu fassen. Hano – diesen Namen gab sich ein Hacker, der in Ungarn und anderen Ländern seit 2023 Medien-Webseiten attackiert hatte.

Am 23. Februar 2025, dem Tag der Bundestagswahl, hatte es auch die taz getroffen. Die Website lag über zwei Stunden lahm. Mutmaßlich Hano hatte taz.de mit einem Überlastungsangriff überzogen.

Die taz hatte das im April in einer Recherche offengelegt – auch, dass wir Botschaften von Hano in unseren Server-Protokollen gefunden hatten und die Spur des Hackers nach Ungarn führt. Dort hatte Hano regierungskritische Medienportale wie HVG.hu und Media1.hu immer wieder attackiert. Auch das International Press Institute (IPI) mit Sitz in Wien wurde sein Ziel.

Laut Media1-Chefredakteur Daniel Szalay erfolgten die Angriffe immer dann, wenn sein Portal über besonders peinliche Skandale der Orbán-Regierung berichtet habe. Hano habe auch politische Botschaften hinterlassen.

Doch im April erklärte uns die Berliner Staatsanwaltschaft, dass sie die Ermittlungen eingestellt habe. Es gebe keine Anhaltspunkte, um Tatverdächtige zu ermitteln.

Die ungarische Polizei war nun offenkundig erfolgreicher. Sie hat in Budapest Anfang Juli einen 23-Jährigen festgenommen, dem sie die Taten vorwirft. Mehrere IT-Geräte seien beschlagnahmt worden, mit „eindeutigen Beweisen“. Entscheidende Hinweise kamen von den betroffenen Medien selbst: Das Portal Media1 hatte dem Angreifer eine Falle gestellt und seine IP-Adresse herausgefunden.

Für Szalay bleibt nun die Frage zu klären, ob der Angreifer Verbindungen zu regierungsnahen Gruppen hatte oder er einfach ein fanatischer Anhänger der Orbán-Regierung war.

Womöglich könnte da die Berliner Staatsanwaltschaft bei der Aufklärung helfen. Nach einem Hinweis der taz auf die Festnahme Hanos hat sie die Ermittlungen wieder aufgenommen.

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